Kleide dich in Samt und Seide    

1) Kleide dich in Samt und Seide,
o durchaus betörte Welt.
Zeige, dass bei deiner Freude
dir der Scharlach wohlgefällt,
ziere dich auf Sodoms Bühnen
mit Smaragden und Rubinen.
Menge deinen Demant-Schein
unter Gold und Silber ein.

2) Schmücke nur, und salb' und wasche
der verwöhnten Glieder Schnee,
weißt du nicht, o Staub und Asche,
dass die Eitelkeit vergeh'?
Hast du nicht so oft gelesen,
dass der Mensch bald muss verwesen
und dass er wie Heu und Spreu
flüchtig und vergänglich sei?

3) Ich will meinen Rock zerreißen
und des Purpurs Mantel-Pracht
in den düstern Moder schmeißen,
weil er doch nicht selig macht.
Besser ist's vor Angst und Schrecken
das Gesicht mit Flor bedecken.
Besser einen Sack anziehn,
und den Dunst der Hoffart fliehn.

4) Jesus kommt. Zu seinen Füßen
leg ich alle Kleider hin,
er mag gar nichts von mir wissen,
wenn ich stolz und eitel bin.
Aber wer mit Buß-Gebärden
unter den erwählten Herden
ihm entgegen weiß zu gehn,
wird gewiss sehr wohl bestehn.

5) Nun, so komm, o Heil der Herden,
komm Israels Licht und Preis,
weil ich mich mit nichts zu kleiden
oder zu bedecken weiß,
als mit dem, was du erworben,
als du mir zu Trost gestorben,
und die schwere Schuldenlast
an das Kreuz geheftet hast.

Demant = Diamant

Text:
Melodie: Unbekannt