Jetzt leb ich, ob ich morgen lebe    

1) Jetzt leb ich, ob ich morgen lebe,
ob diesen Abend, weiß ich nicht;
o Herr, dem ich mein Herz ergebe,
lehr Du mich selbst die große Pflicht;
durch Deines Heilgen Geistes Kraft
stets fertig sein zur Rechenschaft.

2) Die Blume, die des Morgens stehet,
fällt vor der Abenddämmrung ab;
die Luft, die jetzt mich angewehet,
stürzt mich vielleicht ins nahe Grab.
Der Jüngling, eh er sichs versieht,
stirbt, und ist noch nicht aufgeblüht.

3) Entziehe dich dem Weltgetümmel,
hier ist der Kampf, dort ist die Ruh;
dein Wandel, Seele, sei im Himmel,
dann eilest du dem Leben zu!
Nach einer kurzen Prüfungszeit
ist Ewigkeit, ist Ewigkeit!

4) Verschiebe niemals deine Pflichten;
was jetzt zu tun du schuldig bist,
denk nicht erst morgen auszurichten;
wer weiß, ob's morgen möglich ist?
Mensch, dieser Augenblick ist dein,
der künft'ge wird's vielleicht nicht sein.

5) Noch eh ich diesen Tag vollenden,
ergreift vielleicht mich schon der Tod;
drum lehr mich denken, Herr, ans Ende,
an meine letzte Todesnot;
o lass, Stellt sie sich plötzlich ein,
lass Öl in meiner Lampe sein!

6) Es sei, o Vater meines Lebens,
wann einst die letzte Stunde schlägt,
der schwache Seufzer nicht vergebens,
der sich in meinem Herzen regt.
Und sterb ich einen schnellen Tod,
sei mir barmherzig, Herr, mein Gott!

Text:
Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten