1) Jesu, liebster Seelenfreund,
jetzt komm ich zu deinem Mahle,
da zugleich die Engel seind
aus dem schönen Himmels-Saale,
zuzusehn,
wie wir stehn
vor dir geistlich ausgeschmückt,
und in Andacht ganz entzückt.
2) O, du süße Freundlichkeit!
O, du Trost der matten Seelen!
Du teilst aus Barmherzigkeit
denen, die die Sünden quälen.
Tilgst die Last,
schaffest Rast,
schenkest Lebensbrot und Wein,
stärkest Seele, Mark und Bein.
3) Ob ich wohl unwürdig bin,
unrein, greulich und besudelt,
und noch stets des Fleisches Sinn
aus dem Herzen häufig brudelt,
doch komm ich,
weil du mich
lieblich labest, und dein Brot
mit darreichst in Sündennot.
4) Ach, mein Dach ist viel zu schlecht,
dass du, Jesu, zu mir gehest,
dass du, Herr, mich sündenknecht
so hoch würdigst, nicht verschmähest:
du ein Gott,
ich nur Kot.
O der großen Herrlichkeit,
die mir Jesus mir bereit.
5) Weg mit Nektars Lieblichkeit,
weg mit Ambrosiens Stärke,
es ist schnöde Eitelkeit,
lauter Tand und Dichters Werke.
Rechten Mann
treff ich an
hier, da ich ein Gnadenmahl
schmecke wider Sündenqual.
6) Meine Untreu kränkt mich zwar,
denn ich bin von dir gewichen.
Doch werd' ich nun ganz und gar,
liebster Schatz, mit dir verglichen.
Du in mir,
ich in dir,
unser Bündnis ist erneut,
fest bis in die Ewigkeit.
7) Ich bin krank, du heilest mich,
treuster Arzt, du kennst die Wunden,
reinigst sie ganz säuberlich,
durch dein Blut sind sie verbunden,
keinen Schmerz
fühlt mein Herz,
du gibst Kraft und Lebensgeist,
wie dein Trostmund mir verheißt.
8) Arm und dürftig komm ich her,
aller Reichtum ist verloren,
aber du gibst wieder mehr
schätze, die recht auserkoren.
Du mein Schatz
selbst nimmst Platz
in mir, o du schönstes Teil
bleibest hier und dort mein Heil.
9) Nackend lieg ich ganz und bloß,
Scham drückt mir die Augen nieder.
Du hebst mich in deinen Schoß,
deckest zu die Sündenglieder,
schmückest mich
innerlich,
legst mir an Gerechtigkeit
als ein goldnes Ehrenkleid.
10) Hungrig, durstig und sehr matt
komm ich armes Schaf gelaufen,
o, wie wohl machst du mich satt,
treuster Hirt, samt deinem Haufen.
Nicht allein
Brot und Wein,
sondern auch dein Leib und Blut
sind die Weid und edle Hut.
11) Fluch, Gewissen, Höllenpein
schrecken mich furchtvolle Hinde
doch stell ich das Zagen ein,
weil ich deinen Trosttisch finde.
Freudenwein
schenkst du ein
und ermunterst meinen Mut,
dass ich nicht scheu Höllenglut.
12) Satan zeigt mir seinen Strick,
naht zu mir mit Feuerketten,
du, mein Jesu, merkst die Tück'.
O wie eilst du, mich zu retten!
Machst mich frei,
dass ich sei
dein Erlöster, und gibst mir
dich zum Pfand, o Seelenzier!
13) Der Tod tritt mir immer nah,
macht mir Angst mit seiner Larve:
alsbald bist du, Jesu, da
und reichst mir die Davids-Harfe,
so sing ich
süßiglich:
Jesus ist mein's Lebens Licht,
drum ich leb und sterbe nicht.
14) Du bist ja mein Lebensbrot,
Jesu, und mein Lebenswasser.
Der empfindet nur den Tod,
welcher ist ein Lebens-Hasser.
Sanfte Ruh'
gibest du,
bis der große Tag anbricht,
da du kommest zum Gericht.
15) Ach, was bring ich dir an Dank,
Herr für deine Lebensspeise,
für den edlen Lebens-Trank?
Zeige mir die Art und Weise.
Herz und Geist
allermeist,
forderst du, mein Gott, von mir,
sieh, ich bring mich ganz zu dir.
16) Nimm das Glaubens-Opfer hin,
das der Freudengeist bereitet,
der macht fröhlich Herz und Sinn,
dass der Mund dein Lob ausbreitet.
Großer Herr,
preis und Ehr'
sing ich schwach in dieser Zeit, -
dort in der Vollkommenheit.
17) Seel' und Leib sei immer dein,
führe sie nach deinem Willen,
mache Sinn und Glieder rein,
lass mich stets mit Lust erfüllen,
was dein Geist
mich nur heißt,
so werd ich durch Sündenbrunst
nicht verlustig deiner Gunst.
18) Auf, mein Herz und schicke dich,
lass dich Gottes Geist regieren,
strebe nicht gewaltiglich
wider ihn, - Er will mich führen
durch sein Wort,
freundlich fort,
bis ich komm ins Himmels-Saal,
zu dem großen Abendmahl.
19) Ach, mein Jesus wartet mich
mit dem Seraphinen-Chore,
zu empfangen seliglich,
er macht auf die Perlen-Tore.
Welt, ade!
Ohne Weh'
eil ich nach dem Himmel zu,
Jesu, hilf mir bald zur Ruh'!
Hinde = scheues Wild