Jesu, Jesu, mein Verlangen, meiner Seelen Bräutigam    

1) Jesu, Jesu, mein Verlangen,
meiner Seelen Bräutigam,
lass mich deine Glut empfangen,
o, du reine Liebesflamm',
meiner Seelen wahre Zier,
lass mich dich finden,
mit dir verbinden,
meine reineste Begier.

2) Komm und schmücke mir mein Herze,
mit Zucht, Keuschheit, Heiligkeit,
dass die Welt mit ihrem Scherze,
mit der Lust der Eitelkeit
mich nicht zieh in ihrem Seil.
Denn ich erwähle
für meine Seele,
Gott, den allerbesten Teil.

3) Alle Welt samt ihren Schätzen
schmeckt mir schal und abgeschmackt,
weil ihr falsches Lust-Ergötzen
uns die wahre Lust abzwackt.
Muss sich entleeren,
Welt, deiner behren,
dass ihn Satan nicht bestrickt.

4) Mein Verlangen ist auf Erden,
dass ich göttlicher Natur
mag in Christo fähig werden,
und Gott einig haben nur,
und dass Jesus Gotteslamm
in mein Herz ziehe
und mich durchglühe
in der reinen Liebesflamm'.

5) Darum zieh mich nach dir, Vater,
Jesu, zieh mich ganz in dich,
werter Geist, du mein Berater,
ganz in dich versenke mich,
dass mich deine Liebesglut
in sich verschlinge,
mich ganz durchdringe,
denn sie ist mein höchstes Gut.

6) Ich will Welt und Wollust meiden,
mich von dem, was unrein ist,
ganz und gar hinfort abscheiden,
Weltlust ist Stank, Kot und Mist.
Wer noch im Weltleben steckt,
mag Gott nicht finden,
weil er mit Sünden
seinen Wandel stets befleckt.

7) Gott ist rein, wer ihn will schauen,
muss auch rein von Herzen sein!
Wer mit Gott sich will vertrauen,
und den Ehbund gehen ein,
muss durch Gottes Sohnes Blut
wohl sein gesäubert,
nicht sein bezaubert
von der Höllen-Heuchel-Brut.

8) Heuchler gleichen sich den Tieren,
führen Schlangen in den Schild,
statt des, dass sie sollten führen,
Gottes Schrift und Ebenbild.
Denn sie schmücken ihre Sach',
nur vor den Leuten,
dass sie erbeuten,
ehre, Reichtum, Wohlgemach.

9) Mir ist's genug, wenn ich Gott habe,
und in seinem Bild erwach',
wenn mich seine Gnad' und Gabe
zieh den Himmelsgütern nach.
Hab ich Gott, mein höchstes Gut,
will ich hingeben
gut, Leib und Leben,
und doch haben guten Mut.

10) Ach, so gib dich doch mir eigen,
dass ich sei dein Eigentum,
lass dein Herz sich zu mir neigen,
dass mein Herz hinwiederum
neige sich zu dir allein,
dass meine Freude,
dass meine Weide
nur allein in dir mag sein.

behren = entbehren

Text:
Melodie: Unbekannt