Jesu, hoch von Macht und Ehren    

1) Jesu, hoch von Macht und Ehren,
Zepter, Kron' und Reich sind dein,
alle Dinge dir gehören,
die bestrahlt der Sonnenschein,
aber deiner Hulde Zier
machte, Herr, dass du zu mir
kamest von des Himmels Throne
und verließest Reich und Krone.

2) Jesu, wie du dich auf Erden
ließest sehn in Niedrigkeit,
halfest du mir von Beschwerden,
hieltest einen harten Streit,
littest Bande, Schläg' und Spott,
endlich gar den bittern Tod,
trugest mit Geduld im Hohne
eine stachelvolle Krone.

3) Jesus wollte mich erhören,
dass ich hieße Gottes Kind,
retten von den Seelenwehen,
die der Sünder Herz empfindt,
stellte mich dem Vater dar,
sprach: Nimm dessen gnädig wahr,
nimm ihn an zu deinem Sohne,
setz ihm auf die Himmelskrone.

4) Jesu, teure Gnadensonne,
schön an Glanze, Licht und Pracht,
was für süße Seelenwonne
hast du mir damit gemacht,
nehm ich doch kein Kaisertum
für die Ehre, Gnad' und Ruhm.
Ach, was geb' ich dir zu Lohne
für die mir erlangte Krone?

5) Mich, mich selbsten ganz zu eigen,
holder Jesu, geb ich dir.
Könnt ich dir was mehr erzeigen,
tät ichs gern und mit Begier.
Nimm, mein Jesu, gnädig an,
was ich hab und geben kann,
zwar ich schätz es eine Bohne
gegen der gelobten Krone.

6) Geht die Welt in Rosenkränzen
und in Lüsten, Üppigkeit,
wie im stets beblümten Lenzen,
und versäumt die Gnadenzeit.
Folge nicht der Welt, mein Herz,
schaue, wie sie hinterwärts
schnell berückt des Teufels Dohne
und beraubt der Himmelskrone.

7) Auf, ich muss mir Blumen brechen,
dass ich mich bekränzen kann,
Liebesrosen, die nicht stechen,
und dich, schöne Tulipan,
des Gebetes Tausendschön,
dass mich macht vor Gotte stehn,
reiner Heiligkeit beflissen,
samml' ich Lilien und Narzissen.

8) Nein, ich muss noch andre holen,
derer Blüt' mir nicht vergeh,
Blum' aus Saron, Blauviolen,
wachsend in Gethsemane,
edle Zaucke, Blum' im Tal,
euch begehr ich allzumal,
weil ich hier im Garten wohne,
bind ich mir draus eine Krone.

9) Ach, wie wart ich mit Verlangen
auf den zugesagten Kranz!
Dass ich drinnen möge prangen,
Gott, vor dir, im Licht und Glanz.
Und mir jener großen Schar,
die vor dir steht immerdar,
sing in Freud' und süßem Tone
dank und Preis für diese Krone.

Dohne = Schlinge zum Vogelfang
Saronsblume = Bezeichnung einer biblischen Pflanze, deren Namen Luther mit 'Rose' übersetzt, wobei er sich auf das Hohelied Salomos (Kapitel 2, Vers 1) bezieht: "Ich bin ein Blumen zu Saron, und ein Rose im Tal."
Zaucke = Maiglöckchen

Text:
Melodie: Werde munter, mein Gemüte