1) Jesu, dass ich sehen möge,
komm, mir auf die Augen lege
deine gnäd'ge Vaterhand!
Sieh, ich bin in Nacht gehüllet,
wenn dein Licht mich nicht erfüllet
in dem trüben Nebelland.
2) Sehen lass mich, Herr, dein Walten,
dein Erschaffen, dein Erhalten
in der leuchtenden Natur;
in des Tages hellem Schimmer,
in der Nächte Sterngeflimmer -
deine Lieb' und Weisheit nur.
3) In dem Vor- und Rückwärtsschreiten
der Geschlechter aller Zeiten,
in der Kriege blut'gen Saat -
lass mich sehen dein Regieren,
dein Erziehen, Schützen, Führen,
deinen Heils- und Liebesrat.
4) Sehen lass mich, wie du trägest,
liebreich auch des Kleinsten pflegest,
o, du treue Liebesmacht!
Auf den eig'nen Lebenswegen
lass mich sehen, wie dein Segen
mit mir geht durch Licht und Nacht.
5) Deines Geistes mildes Wehen
lass mich in dem Bruder sehen,
grüßen ihn als Gottes Kind:
und der eig'nen Seelen Flecken
hilf den Augen, Herr, entdecken,
die so leicht verblendet sind.
6) Wollst auch meinem Blick enthüllen
deinen gnäd'gen, guten Willen,
der den eig'nen Willen bricht.
Dass ich ferner nicht mehr schwanken
mög' in Tat, Wort und Gedanken,
sondern wandeln fest im Licht.
7) Darf ich, Herr, noch mehr erflehen?
Dich, dich selber lass mich sehen,
sehen in dein Herz hinein;
und mich selbst in deinen Armen,
durch dein Lieben und Erbarmen,
durch dein Blut gerecht und rein!
8) Jesu, dass ich sehen möge,
komm, mir auf die Augen lege
deine gnäd'ge Wunderhand!
Bis ich, frei vom Druck der Erde,
dort dich selig schauen werde
in dem ew'gen Vaterland.