1) Jerusalem, du Stadt, die Gottes Tempel
und Heiligtum vor andern Herrlich macht,
merk auf, und schau, wie vielen zum Exempel
jetzt über dir des Höchsten Rache wacht.
Dein Heiland weint: Wer will bei solchen Tränen
sich nach der Üppigkeit und nach der Wollust sehnen?
2) Du fährest zwar verstockt in deinen Sünden,
in deiner Pracht und frechen Bosheit fort,
und lässest dich bei Bethels Kälbern finden,
dein Tun beruht auf Geilheit, Stolz und Mord.
Schmelzt Jesus gleich in tausend heißen Zähren,
so denkst du dennoch dich mit Honig-Seim zu nähren.
3) Verkehrtes Volk, so schlägst du Heil und Leben,
voll Aberwitz und Blindheit aus der Acht!
Ach, kannst du denn die Augen nicht erheben?
Ach, hast du nie an diesen Tag gedacht,
an dem dich Gott wird in die Asche legen,
und deiner Laster Kot mit Blut und Glut ausfegen.
4) Ach, leider, nein! Die Decke vor den Augen
wird, ob man ruft und warnt, nicht abgetan.
Dies heißt, aus Milch und Zucker Galle saugen.
Dies Wesen steht den Feinden trefflich an,
die werden schon zu ihrer Zeit erwachen,
und dich zu eine Dorn- und Distelhecke machen.
5) Erwache doch! So bist du noch zu retten.
Erwache doch! Das Schwert schwebt über dir.
Erwache doch! Sonst schließt man dich in Ketten.
Erwache doch! Die Angst ist vor der Tür.
Erwache doch! Was magst du länger schlafen?
Erwache doch! Und denk an die verdiente Strafen.
6) Der Höchste steht mit hundert grimmen Plagen,
mit Krieg und Pest und Hunger schon bereit.
Die werden dich gewiss zu Grabe tragen,
du sichere, du blinde Christenheit.
Doch soll dir noch Genad' und Hilf' erscheinen,
so musst du wahrlich bald mit deinem Jesu weinen.