Ja sagen, ist nicht Frieden halten    

1) Ja sagen, ist nicht Frieden halten.
Ja sagen ist oft ein Verrat;
der Friede muss oft umgestalten,
muss Unkraut scheiden von der Saat.
Er trägt den Abglanz aus der Höhe
an seiner Stirn voll hohem Ernst,
verkenn ihn nicht, es bringt die Wehe,
wenn du ihn nicht verstehen lernst.

2) Ein falscher, gaukelnder Geselle
täuscht dich gar gern mit weichem Kuss,
doch keines Grabes ernster Schwelle
naht jemals treu sich Weltgenuss;
und hätte er mit dir, was selten,
das ganze Leben auch durchkost,
am Grab, dem Markstein beider Welten,
lässt er dich einsam, ohne Trost.

3) Befriedigung im flücht'gen Rausche
reicht er dir lächelnd als Gewähr,
doch raubt er dir im bösen Tausche
argklug die arme Seele leer.
Leicht möglich, dass durch Formenreine
er deinen edlern Sinn bestach,
das Elend aber bleibt das Deine,
du bist es, dem er unterlag. -

4) Wohl dir, wenn von den letzten Schritten
die Gnade diesen Gaukler bannt
und dir in deines Elends Mitten
der Feinde darreicht seine Hand!
Folg ihm und ginge es durch Gluten,
folg ihm und brauchte er das Schwert,
nicht Tod - Genesung ist dein Bluten,
leid' es, der Friede ist es wert!

5) Ja, Friede ohne Kampf und Ringen
hat seine Heimat bei uns nicht,
auf Erden schlägt die dunklen Schwingen
der Abgefallene vom Licht.
Und ahnt er tiefes Friedverlangen,
sehnsüchtiges: Gott mein, ich sein!
So schlägt er Sturm; doch ohne Bangen
in diesen Friedenskampf hinein!

Text:
Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte