In dieser Abendstunde erheb ich meine Stimm    

1) In dieser Abendstunde
erheb ich meine Stimm'
und lob aus Herzensgrunde
Gott mit den Seraphim. -
O Herr, mein Lied vernimm.

2) Du hast ganz abgewendet
Not und Gefährlichkeit
und dich zu mir geländet
in dieser bösen Zeit,
die voller Angst und Leid.

3) Die Sünden mir vergeben,
die Strafen abgelenkt,
und deinen reichen Segen
mir völlig eingeschenkt,
gespeiset und getränkt.

4) Mich und mein' Hausgenossen
samt meinem Hab und Gut
hast du ganz unverdrossen
genommen in die Hut,
o reiche Liebesflut!

5) Die Arbeit meiner Hände
hast du gefördert heut,
dass sie gebracht zum Ende
mit großer Nutzbarkeit.
Drum ich dein Lob ausbreit'.

6) Ich gebe dir die Ehre,
o werter Herr und Gott.
Hilf, dass ich sie vermehre
in Freud' und aller Not,
auch endlich in dem Tod.

7) Ich rühme deine Gaben
und bitte ferner dich,
wollst Leib und Seele laben, -
des Satans Macht zerbrich,
so schlaf ich sicherlich.

8) Dein starker Arm mich decke,
wenn ich entschlafen bin,
dass mich kein Unfall schrecke
noch etwas meinen Sinn
zum Bösen neige hin.

9) Hilf, dass ich wohl erwäge,
was doch der Schlaf andeut':
wenn ich mich niederlege,
ist mir mein Bett allzeit
des Grabes Ähnlichkeit.

10) Da sterb ich gleichsam abe,
da hör und seh ich nicht,
da ruh ich wie im Grabe,
weiß nicht, was denn geschicht,
bis dass der Tag anbricht.

11) Bald steh ich auf mit Freuden,
empfange neue Kraft
und schmeck in meinem Leiden
des Wortes Gottes Saft,
welchs Trost und Friede schafft.

12) Also werd ich in Wonne
dort leiblich schauen an
dich, Jesu, meine Sonne,
denn du für jedermann,
für mich auch, g'nug getan.

13) Darum, ob ich gleich sterbe,
im letzten Stündelein
dennoch ich nicht verderbe:
zur Ruhe geh ich ein,
befreiet aller Pein.

14) Eh' ich von hinnen fahre,
bitt' ich, o frommer Gott,
mich väterlich bewahre
vor bösem, schnellen Tod, -
hilf mir in aller Not.

15) So bet' ich alle Stunden
in meinem Lobgedicht
und schlaf in Christi Wunden,
alsdenn mir nichts gebricht,
o Herzenszuversicht!

16) Zu singen Lob und Ehre
dir, Herr, bin ich bereit,
den schwachen Glauben mehre,
dass ich nach dieser Zeit
mit dir eingeh' zur Freud'.

Text:
Melodie: Unbekannt