In die Ferne möcht ich ziehen    

1) In die Ferne möcht ich ziehen
weit von meines Vaters Haus.
Wo die Bergesspitzen glühen,
wo die fremden Blumen blühen,
ruhte meine Seele aus.

2) Hätt' ich Flügel, hätt' ich Flügel,
flög ich auf zu meinem Stern,
Über Meere, Täler, Hügel,
ohne Schranke, ohne Zügel
folgt ich immer meinem Herrn.

3) Still und selig mit Marien,
ihm zu Füßen säß ich da.
Immer möcht ich vor ihm knien,
in mich seine Worte ziehen,
hätt' ich immer hold und nah.

4) Ach, das war ein schöner Segen,
wenn er mit den Jüngern ging,
auf den Feldern, auf den Wegen
jedes Herz, wie Maienregen,
seinen Trost, sein Wort empfing.

5) Ander' Los ward uns bereitet:
wie auch blühet rings das Land,
wie sich rings die Ferne breitet -
der uns rufet, der uns leitet,
unser holder Freund verschwand.

6) Aufgehoben, aufgenommen
in den Himmel ist er nur.
Herrlich will er wiederkommen:
seine Treuen, Stillen, Frommen
folgen immer seiner Spur.

7) Will mich denn zufrieden geben,
fassen mich in stillem Sinn.
All mein Denken, Sehnen, Streben,
meine Lieb' und auch mein Leben
geb ich meinem Freunde hin.

8) Seinen Schwestern, seinen Brüdern
will ich mich in Treue nahn.
An den Armen, Blöden, Niedern
will ich dankend ihm erwidern,
was er liebend mir getan.

9) Einst erklingen andre Stunden
und das Herz nimmt andern Lauf,
Erd' und Heimat ist verschwunden,
in den selgen Liebeswunden
löset aller Schmerz sich auf.

10) Meine Seele, gleich der Taube
die sich birgt im Felsenstein,
wird der Erde nicht zum Raube:
in den Himmel dringt mein Glaube,
meine Lieb' und Sehnsucht ein.

11) Dort ist Gnade, dort Erbarmen,
ew'ge Füll' und reiche Lust.
All' ihr Kranken, all' ihr Armen,
zum Genesen, zum Erwarmen
kommt an eures Heilands Brust!

Text:
Melodie: Unbekannt