1) In des Abends Schweigen
soll mein Geist sich neigen
vor dem Herrn der Zeit.
Aus der Welt, der lauten,
flieh ich zu der trauten,
stillen Einsamkeit.
O, wie nah
fühl ich da
meines Gottes heil'ge Nähe,
als ob ich ihn sähe!
2) Da hör ich ihn reden
in dem stillen Eden
meines Kämmerleins.
Kund wird mir sein Wille
in der Feierstille
heil'gen Abendscheins.
Da weht auch
so scharf sein Hauch
mir in's Herz die große Frage,
die mir schwieg am Tage:
3) 'Warst du vor den Deinen,
warst du vor den Meinen,
warest du vor mir
lauter, ohne Tadel,
wachend ob dem Adel
deiner Christenzier?' -
ach, Herr, nein!
So muss ich schrein,
oft, ich möcht' vor Scham vergehen,
hab ich das versehen!
4) Ach, vergib die Sünden,
hilf mich fester gründen
in der Gnade Grund!
Tilge meine Fehle,
heile meine Seele,
mach sie ganz gesund
durch dein Blut,
das, mir zu gut,
dass ich könnte Gnad' genießen,
du einst ließest fließen!
5) Heil! es zieht dein Friede
mit dem Abendliede,
mit der Sterne Pracht
mir durch mein Gemüte.
O, du ew'ge Güte,
selig wird die Nacht!
Ich kann dein
nun wieder sein,
und so schlaf ich ohne Sorgen
bis zum frohen Morgen.