In der Abenddämmrung Stille    

1) In der Abenddämm'rung Stille
tönt ein häuslicher Gesang
fromm und festlich in der Ferne,
schwebt zum schönen Land der Sterne,
bringt dem Vater Preis und Dank.

2) Wie die Sternlein niederblicken
in das arme Erdenland!
Unser Vater wohnt dort oben,
wo ihn reine Engel loben,
die die Sünde nie gekannt.

3) Ach, die Sünde deckt beängstend,
wie die Nacht, das Erdental.
Doch uns ist in's dunkle Leben
auch ein helles Licht gegeben,
frommer Liebe Himmelsstrahl.

4) In das Herz dringt er so heimlich,
wie das milde Sternenlicht,
zieht nach oben, zieht von hinnen,
allem Eiteln zu entrinnen,
dem der Liebe Geist gebricht.

5) Kindlich fromme Weisen schauten
einst den Sternenhimmel an,
sieh, da leuchtete vor allen
mild ein Sternlein - und sie wallen
fröhlich seine stille Bahn.

6) In des Herzens Auge fassen
sie den zarten Wunderschein,
aus des Morgenslandes Ferne
zieht es sie - sie kehren gerne
in ein armes Hüttchen ein.

7) Und in eines Kindleins Lächeln
bricht sich all' das süße Licht.
Hochbelohnt ist ihre Mühe,
willig beugen sie die Knie,
neigen still das Angesicht.

8) Konnte lieblicher die Liebe,
als im zarten Kindelein
den Gefallenen erscheinen -
mit dem Himmel zu vereinen,
die das Herz ihr willig weihn?

9) Ja, der Morgenstern der Liebe
schien einst in des Hasses Nacht.
Als ihn Todesgraun umhüllte,
strahlte seine Gottesmilde
bis zum Ruf: 'Es ist vollbracht!'

10) Nie verschlingt die Nacht der Zeiten
dieses ew'gen Lichtes Glanz.
O, wie wär' das Leben trübe,
leuchtete nicht Jesu Liebe
uns im schönsten Strahlenkranz!

Text:
Melodie: Unbekannt