Ihr Trauernden, erheitert euch    

1) Ihr Trauernden, erheitert euch,
der Frühling kehrt nun wieder.
Verstummt, o Zweifel, Kleinmut fleuch:
Gott sendet Trost hernieder.
Es geht nach seinem Segenswort
des Jahres stiller Kreislauf fort.
Die neu erhob'ne Sonne
verbreitet Kraft und Wonne.

2) Wer hat den starren Frost entfernt?
Wer rief den lauen Winden?
Ihr Undankbaren, kommt und lernt
des Weltalls Lenker finden!
Ihn grüßt der Vögel lauter Chor,
aus tausend Keimen sprießt hervor
das junge Grün der Fluren
und zeigt der Gottheit Spuren.

3) Mit Zuversicht vertrauen wir
das Samenkorn der Erde.
Wer wirkt geheim, dass schnell in ihr
das Tote lebend werde?
Ach, unsre Klugheit, unser Fleiß
vermögen nichts und niemand weiß,
wie sich die Fruchtgestalten
aus Blütenschmuck entfalten.

4) Tagtäglich mehr verschönt sich jetzt
die Schöpfung nach den Stürmen.
Die zarte Saat wächst unverletzt,
bis sich die Garben türmen.
Erwäg' es wohl, o Erdensohn:
es zeigt der Herrscher auf dem Thron
ein unverdient Erbarmen
von Jahr zu Jahr uns Armen.

5) So lange denn die Erde steht,
soll keiner je verzagen.
Auch, wenn der Lenz vorüber geht,
in schwülen Arbeitstagen,
im Lebensherbst, und wenn der Tod
dir winterlich' Erstarren droht:
auf jedem deiner Pfade
erneut sich Gottes Gnade.

6) Ja, dir, Gott, der die Blumen schuf,
dir sei mein Herz ergeben!
Der Lenz ist mir ein heil'ger Ruf
zum regen Weiterstreben.
Lass nach dem Wechsel dieser Zeit
mich aus der Unvollkommenheit
mit den verklärten Frommen
zum ew'gen Frühling kommen.

Text:
Melodie: Ermuntre dich, mein schwacher Geist