Ihr Seelen, die ihr meiner Seelen    

1) Ihr Seelen, die ihr meiner Seelen
mehr Lust als Last gewesen seid.
Erscheint bei meines Grabes Höhlen,
mein letztes Wort ist nicht mehr weit.
Allein, ich kann nicht eher ruhn,
ich muss noch eine Predigt tun.

2) Seht hier ein Kreuz in meinen Händen,
und auch in meinem Herzen an.
So muss man seinen Lauf vollenden,
dass man im Sterben leben kann.
Wer unter dieser Fahne steht,
der wird im Fallen auch erhöht.

3) Das war der Kern von allen Worten,
so oft euch hat mein Mund gespeist.
Ich hab euch stets in Zions Pforten
auf den Gekreuzigten geweist.
Kein andrer Grund war hier gelegt,
als der, so dieses Siegel trägt.

4) Vom Glauben ging die Kraft ins Leben,
drum hab ich dieses Kreuz allein
zu einem Siegel euch gegeben:
ihr sollt der Welt gekreuzigt sein.
Denn der gehört nicht Christum an,
der hier nicht Christo folgen kann.

5) Vom Kreuze brach ich auch die Palmen,
die ich um eure Scheitel wand.
Wir sungen schon die Siegespsalmen
und sahen das Gelobte Land,
so oft der Blick auf Golgatha
durch Christus offne Wunden sah.

6) Nun seht, mein Kreuz ist überwunden,
ihr aber seid im Kreuze noch.
Doch was ich euch aufs Herz gebunden,
daran gedenket alle doch.
Hört, was mein Mund zuletzte spricht:
vergesset Christi Kreuze nicht!

7) Gekreuzigter, dir übergebe
ich nunmehr meine Kreuzgemein.
wenn ich nicht mehr bei ihnen lebe,
soll dein Kreuz mein Gedächtnis sein.
Was mein Triumph im Himmel hier,
das sei auf Erden ihr Panier.

8) Der Priester kommt, du Hoherpriester
du wirst mein Kreuze nun erhöhn.
Ich lösche mich aus dem Register,
worinnen lauter Kreuze stehn.
Wohl dem, der so nach Kanaan
durchs Kreuz im Kreuze gehen kann!

Text:
Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten