1) Ich trage groß Verlangen,
Herr Jesu, deinen Geist,
der Rat und Tröster heißt,
mit Freuden zu empfangen.
Es sehnet sich mein Mut
allein nach diesem Gut,
und wenn ich das kann haben,
ist all mein Leid vergraben.
2) Nichts will ich mehr begehren,
als wenn du diesen Gast,
den du versprochen hast,
mein Gott, mir wirst gewähren.
Der lehrt zur jeder Frist
das, was ein frommer Christ
zu tun soll sein geflissen,
auch was ihm Not zu wissen.
3) Er ist's, der uns regieret
die Sinnen und Verstand,
der durch der Liebe Band
uns recht zum Himmel führet.
Ja der des Glaubens Kraft
in unsre Seelen schafft,
der sie mit Tugend schmücket
und in der Not erquicket.
4) Er hält uns, wenn wir fallen
in Unglück und Gefahr.
Bald werden wir gewahr,
dass er uns hilft für allen.
Er lässt uns nicht allein,
wenn wir verirret sein.
Er speiset uns mit Freuden,
so bald wir Mangel leiden.
5) Er bringt uns arme Knechte,
wenn wir durch falschen Schein
der Welt verleitet sein,
durch seine Kraft zu rechte.
Er ist ja unser Schutz,
wenn durch der Feinde Trutz
wir Christen hier auf Erden
so stark verfolget werden.
6) Ja dieser Geist, der lehret
das, was uns unbekannt
und himmlisch wird genannt.
Er ist es, der da mehret
in uns des Glaubens Licht,
Trost, Hoffnung, Zuversicht,
gedulden, leiden, lieben
und sich in Demut üben.
7) Wenn wir verdüstert gehen,
bringt er uns auf den Weg.
Er zeigt des Lebens Steg,
dass wir im Finstern sehen.
Sein honigsüßer Mund
macht unser Herz gesund.
Er kann den bösen Willen
in unser Seelen stillen.
8) Er tröstet das Gewissen,
wenn durch der Sünden Schmerz
ein sehr zerschlagnes Herz
ist jämmerlich zerrissen.
Er höret unser Bitt',
er richtet unsre Tritt,
er gibt uns erst das Wollen,
da wir nach leben sollen.
9) O selig ist zu schätzen,
den diese Gnad' und Gunst
der süßen Himmelsbrunst
auf Erden mag ergötzen!
Doch dieser werter Schatz
hat nicht bei denen Platz,
die durch ihr ganzes Leben
den Lastern sind ergeben.
10) Gleichwie nicht konnte bleiben
des Noah Taub' allda,
wo es noch kotig sah':
also lässt sich vertreiben
der Geist der Sauberkeit,
wo man die liebe Zeit
in Üppigkeit verbringet
und gleich zur Höll' einspringet.
11) Wer Zank und Hader liebet,
wer bei den Spöttern sitzt
und schändlich sich beschmutzt,
wer sich in Hoffahrt übet,
wer stets im Sause lebt,
wer nur nach Gelde strebt,
der kann den Geist der Gnaden
doch nimmer zu sich laden.
12) Er gibt sich selbst nur denen,
die, von der Trügerei
der schnöden Wollust frei,
sich nach dem Himmel sehnen,
ja welche Tag und Nacht
auf Gottes Zorn bedacht
ihr traurig’s Herz ausschütten
und stets um Gnade bitten.
13) Herr Jesu, du mein Leben,
mein' höchste Freud und Lust,
mir ist ja wohl bewusst,
dass du allein kannst geben
dies himmlische Geschenk.
Ich bitte dich: Gedenk
an mich, dass, wenn ich schreie,
dein Geist mich hoch erfreue.
14) Lass mich von dir nicht wanken,
verleihe Mut und Kraft,
die uns der Tröster schafft.
Gib heilige Gedanken,
dass meine Seel’ in dir
sich tröste für und für.
Gib, dass ich meinen Willen
durch dich nur lasse stillen.
15) Verleihe mir, zu taugen
vor deinem Angesicht.
O unvergänglichs Licht,
komm, heilige mein' Augen,
dass sie zu dir allein
durchaus gerichtet sein.
Vermehre mein Verlangen,
nur dir, Herr, anzuhangen.
16) O möcht' ich Armer bleiben
ein Feind der Sündengift',
der Leib und Seele trifft!
O möcht’ ich doch vertreiben
das, was den guten Geist
verjaget allermeist.
So würd' ich seine Gaben
beständig bei mir haben.
17) Rat ist bei dir zu finden,
Herr Jesu, meine Ruh'.
Ach tritt du selber zu
und hilf mir überwinden
durch deines Geistes Stärk'.
Ich weiß, sein gnädig’s Werk,
das wird zum Freudenleben
mich ewiglich erheben.
Gebet zu dem Herrn Jesu um den himmlischen Seelengast, den werten heiligen Geist.