Ich setze mich in deinen Schatten    

1) Ich setze mich in deinen Schatten,
du angenehmer Lebensbaum,
die Welt liebt ihre grüne Matten
und sucht bei kühlen Zweigen Raum:
ich finde nur an deiner Brust
die allerschönste Maienlust.

2) Du sprichst: Mein Herz soll nicht erschrecken,
ach, aber, wie kann es geschehn?
Ich muss gleichwohl an allen Ecken
mit Kreuze mich umgeben sehn.
Es scheint, als ob mein grüner Mai
zu Dornenhecken worden sei.

3) Doch du gedenkst an meinen Glauben,
der dich und mich und Gott verbindt.
Wer will mir denn den Schatten rauben,
den hier mein Herz im Grünen findt?
Der Glaube machet wohlgemut,
ob gleich das Herz in Dornen ruht.

4) Lass Israel in Lauberzelten
auf seinen Auen lustig sein,
ich nähme doch nicht tausend Welten
und büßte meine Wohnung ein,
die du mir dort bereitet hast,
zu einer höchstgewünschten Rast.

5) O, was sind das für Freudenzimmer?
Wie schön ist deines Vaters Haus?
Mein Glaube zeigt mir schon den Schimmer,
ich sehne mich zur Welt hinaus.
Im Himmel droben ist allein
vergnüglich wohnen und gut sein.

6) Du bist mir, Jesu, vorgegangen,
so weiß ich auch den Weg nun hin.
Ach, lass mich bald zu dir gelangen,
dass, wo du bist, auch ich da bin,
und selig ist, wer diese Welt
für seine beste Wohnung hält.

7) Du bist der Weg, lass mich nicht fehlen.
Du bist die Wahrheit, leite mich.
Du bist das Leben der Erwählten,
zum Vater kommt man nur durch dich.
Wie nun der Vater ist in dir,
so sei und bleibe du in mir.

8) Du wirkest deines Vaters Werke
und durch den Glauben wirken wir.
Drum gib mir deines Geistes Stärke,
dass ich ein gläubigs Leben führ'
und immer als ein grüner Mai
in deinem Kirchengarten sei.

9) Lass mein Gebet zum Amen werden,
wenn ich in deinem Namen schrei
und wenn die Maienlust auf Erden
hier unter Tränen ist vorbei,
so gib, dass ich auf Zions Höh'
wie eine grüne Zeder steh.

Text:
Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten