Ich seh nicht mehr die Sonne stehn    

1) Ich seh nicht mehr die Sonne stehn,
der Mond gibt seiner Nacht das Leben,
drum will ich auch zu Bette gen
und zu der Ruhe mich begeben.
Was fordert nun mein Gott von mir?
Nichts als dass seine Allmacht-Zier
gepreiset werde für und für.

2) Drum dank ich Ihm und seiner Macht,
die mich hat bis hierher erhalten.
Ich schlafe nun, und Er bewacht,
so kann ich alles lassen walten.
Weiß ich Ihn nur recht anzuflehn,
so lass ich auch das andre gehn,
die Welt mag liegen oder stehn.

3) Hab ich nun was zu viel getan,
wie es denn leider oft geschehen,
so nimm Dich meiner gnädig an
und lass, o Herr, Dein' Güte sehen.
Du zeigst uns zwar die Vaterzucht
doch denke nicht der Sünden Sucht,
die sich erwählt die Jugendfrucht.

4) Du weißt, der Mensche liebt die Welt,
und Du wirst nicht nach Werken lohnen.
Jetzt geh ich in mein Ruhezelt,
drum bitt ich, Herr, ach, zu verschonen.
Werd ich nun wieder frisch aufstehn
und meines Tuns Beruf angehn,
so will ich auch Dein Lob erhöhn.

5) Darum befehl ich nochmals Dir
mein Leib und Seel und Anverwandten,
wer Freund und Feind ist gegen mir,
bekannte mit den Unbekannten.
Gib du mir zu die Engelein:
ich lass es Dir befohlen sein
und schlaf in Deinem Namen ein.

Text:
Melodie: Unbekannt