1) Ich saß im Wald, das Herz so bang,
lauscht' auf der Nachtigallen Sang.
Das Auge quoll in Wehmut auf,
ich ließ den Tränen freien Lauf.
2) Wie ist die Welt so kalt, so tot!
Wo glüht der Liebe Morgenrot?
Wie unerquickt bleibt hier mein Herz!
Wer achtet meinen Seelenschmerz?
3) Wie ist die Welt so öd und leer!
Hört meines Liedes Ton nicht mehr!
Umstarrt von Eis, warum erglüht
nur noch in Lieb' hier ein Gemüt?
4) Wie ist so grauumwölkt mein Sinn!
Nimm, ew'ge Liebe, nimm mich hin!
Erwidernd tönt mir doch kein Laut
in Wüsten, wo der Seele graut! -
5) Wer hört mein Lied? Wer fühlt mit mir?
Viel lieber schweig ich, wenn ich hier
bei kalten Herzen, sehnsuchtsvoll,
doch unbefriedigt weilen soll!
6) Wie nagt an mir der tiefste Gram!
kein Herz, das mir entgegenkam!
Verkannt, verschmäht, in Einsamkeit
will ich verseufzen all' mein Leid!
7) Ich will auf einsamstiller Flur
dem eignen Herzen singen nur!
Erleichtern die gepresste Brust.
Den Menschen lass ich ihre Lust!
8) Da sieh! - Aus dichtem Frühlingsgrün
nahn Geister mir, wie Lilien blühn! -
sie schaun auf mich! - Wie wird mir's hell,
als tränk ich aus dem Lebensquell!
9) 'Sing deine Lieder, groß und klein,
nur freudig in die Welt hinein!
Der Laut, der aus dem Herzen fließt,
trifft auch ein Herz, das sein genießt!'