1) Ich lieg an meines Freundes Brust,
mir wallt das Herz in süßer Lust –
ein Herrlich Los ward mir beschieden.
Mag Nacht und Graun das Land bedecken,
ich lieg' und schlafe ganz in Frieden
und weiß nichts mehr von Furcht und Schrecken.
Ich weiß, es wacht
sein klares Auge in der Nacht,
und über mir
ist seine Liebe mein Panier.
2) Er führt in sein Gemach mich ein
und labet mich mit süßem Wein.
Des Ströme unerschöpflich quillen,
wenn er die heil'gen Wunden zeiget,
und mich mit einem Trost erfüllen,
der alles Denken übersteiget.
Ich sinke hin
und weiß nicht was, und wo ich bin
und fühl' allein
ein unaussprechlich Seligsein.
3) Denn, wie ich da so selig bin –
das geht in keines Menschen Sinn,
ich könnt' es nimmer auch beschreiben,
doch fühl' ich's mir im Herzen brennen,
es mag auch nicht verborgen bleiben,
drum wollt' ich's gern mit Namen nennen –
ich sähe gern
die Huld und Liebe meines Herrn
vor aller Welt
zu seinem Preise hingestellt.
4) Ich weiß nicht, ob ich jauchzen soll,
obschon mein Herz der Wonne voll.
Das Jauchzen will zu schlecht mir scheinen
für das, was er zu schmecken gibet.
Ich könnte auch vor Wehmut weinen,
weil er so überschwenglich liebet.
Mir bebt das Herz,
doch ist's nicht Freud' und ist nicht Schmerz –
wer will das Wehn
von seinem Geiste denn verstehn!
5) Stets brennt in mir sein süßes Wort.
Er ist und bleibt mein Friedenshort,
ich kann es jetzt auch nimmer fassen,
wie ohne ihn ich konnte leben –
und sollt' ich wieder von ihm lassen,
müsst ich die Seele von mir geben.
Denn nur zu ihm
schlägt jeder Puls mit Ungestum –
mein ganzes Sein
ist nur von ihm ein Wiederschein.
6) Ruh' ich denn so an seiner Brust,
wallt mir das Herz in süßer Lust.
Ich muss mich trank vor Liebe nennen,
damit mich seine heil'gen Wunden
beständig wieder heilen können,
so will ich ruhn all' Zeit und Stunden,
und über mir
sei seine Liebe mein Panier –
und lebenslang
bin ich und bleibe liebekrank!