1) Ich lebe, wo ich liebe.
Ich bin nicht, wo ich bin.
Des Himmels Liebetriebe
beflammen meinen Sinn.
Dort wohnet meine Seele,
dort sie auch ewig bleib.
Der Erden Kerker-Höhle,
hält nur den Erdenleib.
2) Weg, erd-beliebtes Lieben!
Du zündest mich nicht an.
Ich kenne dein Betrüben,
des Geistes irre Bahn.
Die dir zu folgen trachten,
in Pfützen steckt ihr Geist.
Lass dich den Weltling achten:
mir ist nicht Gold, was gleißt.
3) Ich liebe, was verhimmelt,
nicht, was zur Erden führt.
Da unser Geist verschimmelt
und sich in ihr verliert.
Mein Schatz, den ich verlange
ist oben aufgehebt,
ist das, womit ich prange,
nicht was auf Erden klebt.
4) Schön sind die Erdenschlösser,
wo Gold und Silber blitzt.
Doch ist der Himmel besser,
daselbst Gott Tempel-Sitz.
Die dessen Freunde heißen,
ersteigen solchen Thron.
Wer sich die Welt lässt weißen,
empfängt der Feinde Lohn.
5) Geh, Stirn-Gestirne, gehe!
Beluste mein Gesicht
an der saphirnen Höhe. -
die Erd' gefällt mir nicht,
ich trete sie mit Füßen
und heb das Haupt empor,
den Himmel zu begrüßen.
Mich freut der Sternen-Chor.
6) Sollt ich die Arbeit kaufen
für meine Himmels Ruh'?
Sollt ich die Müh' erlaufen
und Not und Tod dazu?
Ich bleib bei meinem Himmel
und küss' die Ewigkeit.
Der Erden Lustgewimmel
vergehet mit der Zeit.
7) Ich stell die Erde hinten,
den Himmel vornen an.
Sucht einer mich zu finden,
mich hält der Mittelplan.
Das Hintre bleibt vergessen,
ich renne himmelauf.
Tod, lass die Leich-Zypressen
bald fördern meinen Lauf.
Leich-Zypressen = Die Zypresse besitzt ein langes Leben und deswegen ein Symbol für die Ewigkeit und Hoffnung. Die säulenartig wachsende Mittelmeerzypresse steht auch für Trauer.