Ich lass ihn nicht, der sich gelassen    

1) Ich lass ihn nicht, der sich gelassen
um mein verscherztes Heil herab!
Er, der mich einmal wollt umfassen,
muss meine sein bis in das Grab.
Ob mir die Welt gleich viel verspricht,
zu brechen meiner Liebe Pflicht:
ich lass ihn nicht!

2) Ich lass ihn nicht, der mich erworben,
den werb ich mir: ich sein, er mein.
Der für mich ist am Kreuz gestorben,
des will ich auch im Sterben sein.
Was schreckest du, du Höllgesicht?
Was lockest du, du Weltgedicht?
Ich lass ihn nicht!

3) Ich lass ihn nicht, der mich nicht lässet,
des Nam' mir süßer ist als Öl.
Der seelenbrünstig mich umfasset,
den fasset wider meine Seel'.
Was allen Zucker übersticht,
das ist mein süßes Gottheitslicht.
Ich lass ihn nicht!

4) Ich lass ihn nicht, mich mag verlassen
der ganzen Erden Pracht und Macht!
Der meine Seele nicht kann hassen,
den nehm ich mir zur Todesschlacht!
Er nimmt mich wieder zu dem Licht,
das in dem Himmel neu anbricht:
ich lass ihn nicht!

5) Ich lass ihn nicht, will Jakob werden,
er habe denn gesegnet mich!
Und müsst ich drüber von der Erden,
mein Glaube zieht ihn doch an sich!
Ob mir Gelenk und Hüft' zerbricht
und gar vergehet mein Gesicht:
ich lass ihn nicht!

6) Ich lass ihn nicht, wenn ich dies Leben
und dieses Ganze lassen soll.
Wo er, da will ich gleich auch schweben,
es mag mir gehen, wie es woll.
Wie eine Klette klebt und sticht,
so ist mein Sinn auf ihn gericht':
ich lass ihn nicht!

7) Ich lass ihn nicht, kommt nur, ihr Plagen
und setzt mein Wissen auf die Prob',
mein Kreuz ist sein, er hilft mit tragen,
so sing ich ihm dafür ein Lob.
Er bleibet meines Herzens Licht,
obgleich die Unglücksnacht anbricht:
ich lass ihn nicht!

8) Ich lass ihn nicht, was willst du, Sünde?
Du liegst im tiefen Meer versenkt!
Trotz, dass sich Satan unterwinde
zu rauben, was mir ist geschenkt!
Dein Stachel, Tod mich nimmer sticht!
Weil Jesus mir im Herzen spricht:
ich lass dich nicht!

Text:
Melodie: Unbekannt