Ich kann nicht lustig sein, mein traurig Herze weinet    

1) Ich kann nicht lustig sein, mein traurig Herze weinet
wenn mein verstellter Mund erfreut zu lachen scheinet,
die Sprache zwinget sich, das Herze saget nein,
es komme wie es will, ich kann nicht lustig sein.

2) Ich weiß nicht was mir fehlt. Ich darf nicht Mangel leiden,
des milden Himmels Gunst hat mir mein Teil bescheiden,
obgleich kein Überfluss im Kasten wird gezählt,
so reicht es immer zu, ich weiß nicht was mir fehlt.

3) Mir mangelt freier Mut, ich darf nicht Liebe klagen,
kann keuscher Ehe Frucht auf beiden Armen tragen,
die Ehrsucht plagt mich nicht, die manchem wehe tut,
nur das ist mein Beschwer: mir mangelt freier Mut.

4) Der schwache Leib empfindt wohl oft Beschwerlichkeiten,
und sieht ihm allgemach sein frühes Grab bereiten,
trägt seinen Tod mit sich, doch jedes Adams Kind
fühlt unterweilen, was der schwache Leib empfindt.

5) Die kranke Seele drückt wohl auch ein schwer Geblüte,
jedoch am meisten steckt der Mangel im Gemüte,
durch Hoffnung naher Gruft wird oft der Geist erquickt,
wenn matter Glieder Last die kranke Seele drückt.

6) Ich leide steten Zwang, bin bei vergnügten Stunden
an stille Traurigkeit, Verdruss und Angst gebunden,
bin wachend voller Schlaf, und bei Gesundheit krank,
bei Leben halber Tod, ich leide steten Zwang.

7) Ich bin mir selber gram, dass ich mich nicht kann zwingen
in ungezwungner Lust ein Stündchen hinzubringen,
und mehre den Verdruss durch Ungeduld und Scham,
doch tu ich was ich will, ich bin mir selber gram.

8) Wer lindert meine Qual? Lasst Gold und Silber fließen,
lasst mich der Perlen Staub, Korallenblut genießen,
bringt saure Quellen her, und zieht den Geist aus Stahl,
dies alles hilft mich nicht: Wer lindert meine Qual?

9) Kein Arzt verschafft mir Rat, glückselig ist im Leben
wem Gott ein fröhlich' Herz und freien Sinn gegeben.
Wofern der Höchste dies nicht mitgeteilet hat,
ist alle Müh' umsonst, kein Arzt verschafft mir Rat.

10) Ach komm gewünschter Tod, du Arznei vieler Klagen,
du Anfang süßer Ruh, du Ende schwerer Plagen,
Lustpforte, Freudenschlaf, Besieger aller Not,
ich sehne mich nach dir, ach komm, gewünschter Tod.

11) Willkommen liebes Grab, du Wohnhaus vieler Brüder,
der Müden Schlafgemach, du Ruhstatt sichrer Glieder,
ich lege meine Not mit Freuden bei dir ab,
und sage wohlgemut: Willkommen liebes Grab!

Text:
Melodie: Unbekannt