Ich geh nun, Herr, zu meiner Ruh    

1) Ich geh nun, Herr, zu meiner Ruh!
Nachdem ich diesen Tage bracht zu.
Viel Sünden hab ich heut begangen!
Ich geb mich dir, mein Gott, gefangen!

2) Ach lass es, Herr, verziehen sein!
Schließ mich in deine Wunden ein!
Denn was kann mir die Sünde schaden?
Wenn ich hab diese Burg der Gnaden.

3) Was kann der Jäger in der Nacht
mir schaden, Herr, mit seiner Macht?
Weil du mich hast so wohl verborgen,
so kann ich schlafen ohne Sorgen!

4) Die finstre Nacht muss lichte sein,
weil du mir leuchtest, Jesulein!
Trotz Teufel, Höll' und allen Waffen!
Ich mag nicht ohn' Furcht und Grauen schlafen!

5) So hat sich auch der Engel Schar
gelagert um das Meine gar.
Die Engel wachen unverdrossen
um die, die sich in dich geschlossen.

6) Drück selber mir die Augen zu!
Herr, weck mich auch, nach meiner Ruh,
dass ich mit Dank und Freudenweisen
kann Morgen deine Güte preisen.

7) Ist aber dein Will', frommer Gott,
dass, wie der Schlaf ein Bild vom Tod
ich gute Nacht der Welt soll geben,
und schließen dieses arme Leben.

8) So find ich mich gar willig drein,
lass es nur, Jesu, selig sein!
Dass ich zu denen mag gelangen,
die schon vor deinem Throne prangen!

9) Wohl, wenn ich so entschlafen bin!
So rauschet manches Übel hin!
Nach deinem Bild ich dann erwache
und voller Himmelsfreuden lache.

10) Doch halt ich dir in allem still!
In allem, Herr, gescheh dein Will'!
Es geh zum Leben oder Sterben,
mein Gott wird mir es nicht verderben.

11) Sonst weißt du ja, getreuer Gott,
wie, bei bewusster mancher Not
ich wollte gern, aus allem Jammer,
gehn schlafen in die Himmelskammer.

12) So lang ich aber leben soll,
soll Mund und Herze lebensvoll
dich preisen, und dann englisch singen,
wenn du mich wirst in Himmel bringen.

Text:
Melodie: Unbekannt