1) Ich fleh, Allliebender, zu dir:
was du mir gabst, erhalte mir,
den regsten aller Triebe,
den Sinn der wahren Dankbarkeit
für Mitgefühl und Liebe!
2) Weh mir, wenn Stolz und Sicherheit
je meiner Brust die Seligkeit
des Dankgefühls entrissen!
Wie niedrig würd' ich dann, wie klein
mir selbst erscheinen müssen!
3) Mir ist's, als fühlte ich noch heut'
die Stunde der Verlassenheit,
wo ich nach Hilfe fragte
und mir in tiefer Dunkelheit
kein Hoffnungsschimmer tagte.
4) Da stand die Liebe nah bei mir,
und rief: Ich rat, ich helfe dir
und bot mir ihre Rechte!
Wie tief gesunken wär ich dann,
wenn ich des' nie gedächte!
5) Wenn jetzt, da ich geborgen bin,
ein töricht eitler Erdensinn
mit Undank mich befangen.
Wenn ich vielleicht seit Jahren schon
gefühllos hingegangen.
6) Nein, immer in der Gegenwart
der kleinsten Wohltat, die mir ward,
soll sich mein Herz erheben,
und war es wenig oder viel,
für Liebe Liebe geben.
7) Vergelten freilich kann ichs nie,
was mir zu meinem Glück gedieh.
Doch kann ichs rein empfinden,
und mit des Dankes Tränenblick
der Welt und dir verkünden.
8) Erhalte, Herr, mir dies Gefühl,
bis ich an deiner Hand das Ziel
der Wallfahrt einst gefunden.
Dort wird draus reiner, frommer Dank,
was ich hier schwach empfunden.