1) Ich finde stetig diese zwei
in meinem Wandel und Gemüte:
dass ich ein armer Sünder sei
und Gott die wesentliche Güte.
Ich leb vor Gott zufrieden so
und bin bei meinem Elend froh.
2) Ich bin entblößt von allem Gut,
von allem Licht und Kraft und Leben.
Gott alles ist und hat und tut,
er kann und will mir alles geben.
Wenn ich mein tiefes Nichts bedenk,
ich mich in Gott noch tiefer senk.
3) Pfui, pfui, mit aller Frömmigkeit,
wo man sich selbst besieht und liebet!
Dies ist der Tugend Lauterkeit,
wenn man nur Gott die Ehre giebet.
Das Nichts ist manchem wohl im Mund,
doch sitzt es wenigen im Grund.
4) Man nennt sich öfters arm und schwach,
wer glaubt es aber recht von Herzen?
Und wer es glaubt, dem bringt es Plag,
man glaubt’s mit Unruh und mit Schmerzen.
Im Nichts bringt Armut keine Pein,
im Nichts ist man mit Frieden klein.
5) Dies Nichts soll meine Wohnung sein.
Herr, lass mich nimmer etwas werden,
sei du mein Ruhm und Freud allein,
mein Alles droben und auf Erden,
lass mich verschwinden ganz und gar,
sei du in mir nur offenbar!
6) Ich will wohl gerne schöne sein,
doch nur, damit ich dir gefalle.
Ich such vor Menschen keinen Schein,
willst du, lass mein vergessen alle!
Ich sei veracht’t und du geehrt,
so hab ich, was ich hab begehrt.
7) Führ mich zur höchsten Heiligkeit,
doch lass’s die Eigenheit nicht wissen.
Gib mir des Himmels Herrlichkeit!
Ich leg die Kron zu deinen Füßen,
mit Freuden seh ich nichts in mir,
mit Freuden geb ich alles dir.