1) Ich denk an dein Gerichte,
du Richter aller Welt!
Der Tor nenn's ein Gedichte,
das Schwachen nur gefällt.
Mich soll sein Wahn nicht stören,
weil mich dein göttlich Licht
und mein Gewissen lehren,
du hältest einst Gericht.
2) Ich seh im Geist die Blitze
und hör den Donner schon,
ich seh dich auf dem Sitze,
auf hohem Richterthron,
um den die heilge Menge
erhabner Engel steht.
Welch Herrliches Gepränge,
welch hohe Majestät!
3) Umsonst sucht nun der Sünder
vor deiner Macht zu fliehn.
Herr, alle Menschenkinder
wirst du zur Rechnung ziehn.
Du rufst und sie erscheinen
vor deinem Richterthron.
Den Sündern und den Deinen
gibst du gerechten Lohn.
4) Frohlockend sehn die Frommen
dein göttlich Angesicht.
Schon hier dem Fluch entnommen,
zagt ihre Seele nicht.
Nun triumphiert ihr Hoffen,
erlöst von aller Müh
sehn sie den Himmel offen
und du, Herr, segnest sie.
5) Wie angstvoll aber beben,
die hier dein Wort verhöhnt
und durch ein sinnlich Leben
das eitle Herz verwöhnt!
Du führest die Gerechten
zu deinen Freuden ein,
und gibst der Sünde Knechten
ihr Teil in jener Pein.
6) Herr, lass in diesem Leben
dein schreckliches Gericht
mir stets vor Augen schweben,
so schreckt's mich künftig nicht.
Ich werde vor dir wandeln
in wahrer Frömmigkeit
und als ein Weiser handeln,
der seinen Richter scheut.
7) Ist dann dein Tag vorhanden,
wird diese Welt vergehn.
So hoff ich nicht mit Schanden
vor deinem Thron zu stehn.
Du stellst mich dann zur Rechten,
von aller Schuld befreit,
führst mich mit deinen Knechten
in deine Herrlichkeit.