Ich danke dir, du guter Gott    

1) Ich danke dir, du guter Gott
für alle Seligkeiten. -
mir quillt aus jedem Morgenrot
der Kelch voll reiner Freuden.
Das ich empfinde, dass ich bin,
mit frohem unbefangnem Sinn,
das dank ich deiner Güte.

2) Dass mir im Wald und in der Luft
die muntren Vögel singen -
dass tausend Blumen ihren Duft
mir zum Genusse bringen.
Dass, wo mein Auge staunend blickt,
die ganze Schöpfung mich entzückt,
das dank ich deiner Güte.

3) Dass mich der Sonne milder Strahl,
des Haines Nacht und Stille -
der kleine Bach durchs Wiesental,
des Sommers goldne Fülle,
dass mich im Herbst- und Winterkleid
die Herrliche Natur erfreut,
das dank ich deiner Güte.

4) Dass, wenn des Nachts der Himmel blinkt
von deiner Allmacht Zeugen,
mein Haupt im sanften Schlummer sinkt,
und alle Sorgen schweigen.
Dass mir nach durchgeschlafner Nacht
der Morgen wieder schöner lacht,
das dank ich deiner Güte.

5) Dass alle Leiden dieser Welt
mir minder böse scheinen,
dass mir die Erde noch gefällt,
wenn gleich die Augen weinen,
dass sich mein Herz voll Zuversicht,
in deinen Vaterarmen wiegt,
das dank ich deiner Güte.

6) Dass ich nach meinen Kräften gern,
nach Recht und Wahrheit handle,
dass ich - vom Aberglauben fern -
im hellern Lichte wandle,
dich fühl im leisen Abendwehn,
wie in der Sterne lichten Höhn, -
das dank ich deiner Güte.

7) Dass ich des Himmels Seligkeit
oft manche Stunde fühle,
wenn ich zu Rat und Tat bereit,
des Armen Tränen kühle.
Dass ich der dummen Torheit Wahn,
des Spötters Witz ertragen kann,
das dank ich deiner Güte.

8) Dass ich die bange Mitternacht
des stillen Grabs nicht scheue -
dass mir der Tod entgegenlacht,
ich seiner mich erfreue.
Dass, wenn mein Staub zur Ruhe sinkt,
mein Geist aus reinern Quellen trinkt, -
das dank ich deiner Güte.

Text:
Melodie: Such, wer da will, ein ander Ziel