1) Ich beuge mich zu deinen Füßen
und werfe nach dir Blick auf Blick.
O Jesu, gib dich zu genießen,
wirf deinen Blick auf mich zurück.
Du weißt am besten, wo mir's fehlet,
wie tief das Herz verwundet ist.
Weil du allein Erlöser bist,
hab ich dich auch für mich erwählet.
2) Ich bin mir nicht mein eigner Heiland,
mein bestes Werk gilt vor dir nichts,
denn wenn ich ohne deinen Beistand
was Gutes tue: So geschichts,
dass ich mich nur von Stund' zu Stunde,
indem ich mich selbst heilen will
und halte deiner Hand nicht still,
noch mehr entkräfte und verwunde.
3) Wie könnt ich die Sünde bezwingen?
Sie wäre mir viel, viel zu stark.
Wie könnte ich das Gift wegbringen
aus Herze, Gliedern, Blut und Mark?
Denn so tief ist es eingedrungen,
und mit ihm des Gesetzes Fluch.
Bei allem möglichen Versuch
ist's keinem noch hierin gelungen.
4) Je schärfer die Gesetze lauten:
je mehr sich Zorn dawider regt.
Je mehr die Seelenfeinde schauten,
dass man mit solchen Waffen schlägt,
die die Vernunft hat ausgesonnen.
Je mehr erreichten sie ihr Ziel,
und wäre ihnen nichts zu viel.
Sie hätten bald den Sieg gewonnen.
5) Und sollte mich mein Blut erlösen,
und ein Versöhnungsopfer sein,
so machte es mich von dem Bösen,
das in mir stecket, doch nicht rein.
Denn was das Opfer werden sollte,
das wäre gleichfalls Sündenkot.
So käm ich tiefer in die Not,
indem ich mich erretten wollte.
6) Wie könnt ich die Schulden zahlen,
und würde immer schuldiger?
Ja, stürbe ich zu tausend Malen,
ich würde nicht geduldiger,
nicht frömmer, himmlischer und reiner,
es quillte immer Gift auf Gift.
Gewiss, auf diese Weise trifft
es bei der besten Meinung keiner.
7) Mein Jesu, du, du sollst es bleiben,
dem alle Gläubigen ihr Heil
und Seligkeit allein zuschreiben,
und niemals einen andern Teil
an jenem Leben haben wollen,
als den du durch des Kreuzes Last,
mit vieler Pein, errungen hast.
Der ist es, den sie haben sollen.
8) Ich will mich unter dich gern beugen,
gebrauche mich, wozu du willst.
Lass mich nur wahren Ernst erzeigen,
wenn du das Herz mit Gnade füllst,
dass ich die mir geschenkten Gaben
nicht, als ein menschlich' Eigentum,
vielmehr zu deinem höchsten Ruhm,
auf ew'gen Wucher möge haben.