1) Höret mit Fleiß, ihr Menschenkind',
die ihr zu lernen willig sind,
wie ihr sollt christlich leben.
Ein jeglicher in seinem Stand
nehm' seine Regel an die Hand
und halt sie schon und eben.
2) Ein Bischof soll unsträflich sein
und eines Weibes Mann allein,
soll auch kein Unzucht treiben,
soll nüchtern, sittlich und gastfrei,
lehrhaftig, mäßig und dabei
ohn' Neid und Zorn fromm bleiben.
3) Ein Zuhörer soll Gottes Wort
fleißig lernen an allem Ort
und auch gar wohl bewahren,
sein Leben danach richten an,
Pfarrherrn, Prediger ehren schon,
nähren, beistehn in G'fahre.
4) Nun merk die weltlich' Obrigkeit:
Gottes Ehr' und Wort soll sie allzeit
helfen fördern und schützen,
arm' und Reichen gleich Urteil geb'n,
böse strafen, der Frommen pfleg'n,
will sie an Gottes statt sitzen.
5) Hinwiederum soll jedermann
der Obrigkeit sein untertan,
sein' Steu'r und Zins gern geben.
Für sie bitten zu jeder Frist,
weil solchs des Herren Wille ist
und hat's befohlen eben.
6) Ein Eh'mann soll die Eh'frau sein
lieben und ihrer pflegen fein
als seines eignen Leibe,
denn sie sein' G'hilfin ist in Not,
die ihm hat geb'n sein Herr und Gott,
von ihr er sich nicht scheide.
7) Ein' Eh'frau sei ihrem Eh'mann
in Furcht, G'horsam ganz untertan,
tröst' ihn in seinem Schmerze.
Geg'n jedermann sie sich beweiß,
dass bei ihr g'spürt ein stiller Geist
und liebt ihr'n Mann von Herzen.
8) Die Eltern sollen ihre Kind'
in Straf' halten, vernünftig, und
zu Gottesfurcht aufziehen,
dass sie im Alter g'horsam sein,
auch den Frommen mit Hilf' erschein'
und alle Bosheit fliehen.
9) Die Kinder sollen nach dem Herrn
ihr'n Eltern folgen und hoch ehr'n,
sie lieben ohn' Beschwerden.
Denn dieses ist das erst' Gebot,
das von dem Herrn Verheißung hat,
langs Leben hier auf Erden.
10) Ein Hausherr und sein Hausfrau schon
geben dem G'sind verdienten Lohn
und tun ihn nicht abbrechen,
ihr' Speis' und Trank, dazu ihr Kleid,
statt Müßiggehn schafft ihn' Arbeit,
Gott wird's sonst alles rächen.
11) G'sind, Knecht', Mägd' und auch Taglöhner,
Hauer und ander' Arbeiter
sollen fleißig ausrichten.
Ihr's Herren Dienst und Arbeit groß,
wie sie geschworn in aller Maß,
denn Gott wird Untreu richten.
12) Die Jugend soll auch merken fein:
gegen den, die da älter sein,
sollen sie sich erzeigen
aufrecht, ehrbar, züchtig, freundlich,
mit Stolz, sondern fein demütig
mit Reverenz und Neigen.
13) Witfrauen sollen fleißiglich
beten und glauben sicherlich,
Gott werd' sich ihr' annehmen.
Lust und Geilheit solln sie nicht pflegen,
niemand ärgern mir ihrem Leb'n,
so wird man's fromm erkennen.
14) Zum B'schluss merk' jetzt ein jeder Christ,
wes' Stands er auch genennet ist,
dass er sich fleißig übe,
bete und wache allezeit,
Gott zu dienen stets sei bereit,
den Nächsten christlich liebe.