1) Hier setz ich mich dir, Jesu, zu den Füßen
und will das Wort des Lebens hören an,
ich hab bisher dein g'nug entbehren müssen,
nun lass den Mund zu mir sein aufgetan.
2) Man zeugte mir von dir, dem wahren Licht,
ich lieb' und ehr' die Zeugen auch von Herzen,
doch sind sie selbst des Lichtes Ursprung nicht,
drum such ich nur ohn' äußre Müh' und Schmerzen
3) Das innre Reich. Dir lauf ich einzig nach,
dich such ich nur, will nicht mehr Meister haben,
belade mich mit keinem Ungemach,
und hab daheim dich selbst und deine Gaben.
4) Des Bräutgams Freund führt ihm die Braut nach Haus,
und freut sich, wenn er selbst die stimm' erhebet.
Dann geht sie bald von den Brautführern aus,
umfasst ihn selbst, danach sie lang gestrebet:
5) Da hört sie ihm in aller Stille zu,
in sich gekehrt. Denn bei der lautern Quelle
fließt alles rein, wenn ihr in süßer Ruh'
und ohn' Geräusch sein Wort wird klar und helle.
6) Indessen bleibt das Lehren unveracht,
nur eines muss das andre ja nicht stören,
wer sich zu dir, o Herr, im Glauben macht,
hat bei dir stets mehr als zu viel zu hören.
7) Im Augenblick lehrt deine Weisheit mehr,
als keine Zung' in Worten mag vorbringen.
So gibt man dir ja recht die höchste Ehr',
davon man pflegt zu sagen und zu singen.
8) Du sollst allein mein Eins und Alles sein,
drum bleib ich nur an deinen Lippen kleben:
o bringe mich zu diesem Einen ein,
so irr ich nicht, du bleibst mir treu, meine Leben!