Herr und König der Heerscharen    

1) Herr und König der Heerscharen,
ewigs Wesen ohne Zeit,
der du dieser Welt an Jahren
ein gewisses Ziel bereit'.
Großer Schöpfer aller Kräfte,
dein Wort, das voll Lebenssäfte,
alles, was da lebt, begeist,
sei in Ewigkeit gepreist.

2) Dies Wort hat die Zeit benennet,
da ich musst geboren sein,
eh' ich mich noch selbsten kennet,
schrieb es in das Buch mich ein.
So mit Wahrheit ist verriegelt
und durch Jesu Blut besiegelt,
dass ich sollt zu seinem Ruhm
ewig sein sein Eigentum.

3) Weil mich nun die Augen leiten
in die Rechnung dieser Welt,
stimm ich meine Herzenssaiten
heute nach dem Himmelszelt
und lob meines Schöpfers Güte,
der in Haut, Fleisch und Geblüte
nun bei zweiundfünfzig Jahr
meines Geists Erhalter war.

4) Mein Geist, der in dieser Hütten
so von Leimen ist gebaut,
darf zu einem Vater bitten,
dessen Aug' voll Liebe schaut
auf die er heißt seine Kinder,
die sich reuend nennen Sünder
und in seinen Sohn allein
wollen Gott gefällig sein.

5) Gott gefällig in der Lehre,
die er uns zur Regel ließ,
Gott gefällig in der Ehre,
die er im Gebet erwies.
Gott gefällig in den Freuden,
Gott gefällig in den Leiden
und in was man um und an
Gott gefällig dienen kann.

6) Aber, ach, was soll ich sagen?
Wenn ich hier zurücke denk,
und auf meiner Kindheit Tagen
die Gedächtnis-Augen lenk.
Eil ich dann auf höhre Stufen,
hör ich mein Gewissen rufen:
deiner Jugend Lebenszeit
was ein Bild der Eitelkeit.

7) Will ich nun von zwanzig Jahren
gar bis auf die letzte gehn:
ach, so werd' ich tausend Schalen
leer an reifen Früchten sehn:
euch ich mich in mich zu kehren,
muss ich gleichfalls, leider, hören,
dass ich meist aus Heuchelei
nur ein Christ gewesen sei.

8) Noch wurd' meines Gottes Gnade
niemals an mir müd und matt,
bis dass mein verborgner Schade
gar den Arzt gefunden hat,
der durch Wein und Öl willen heilen
alle, die so zu ihm eilen:
Gott sei Lob, ich kenn den Mann,
der vom Tod erretten kann.

9) Diesem will ich nicht verhehlen,
was ich lebenslang getan,
Herz und Mund soll ihm erzählen,
dass ich auf die breite Bahn
von dem schmalen Steg gelaufen,
da mich denn der Wächter Haufen
der Versuchung so zerschlug,
dass ich noch den Schleier such.

10) Aber nun ruft mir die Stimme
meines liebsten Sulamith,
welche spricht: verlass die Krümme,
komm, bring deine Herde mit.
Allen Kräften deiner Seelen
will ich in der düstren Höhlen
deines Herzens Wüstenei
zeigen, dass ich Hirte sei,

11) Der allein die besten Weiden
und die Lebensquelle hat.
Eil, verlass die dürren Heiden,
meine Äpfel machen satt
und der süße Most der Liebe
soll dich tränken, meine Riebe,
denn dein Glaubens-Aug hat mich
ganz entzündt, drum lieb' ich dich.

12) Setze mich, als wie ein Siegel,
auf dein Herz, mein liebstes Herz,
gib der Andacht Taubenflügel,
dass sie fliege himmelwärts.
Und wenn meine Jahr' verflossen,
wenn die Augen sind geschlossen,
wollst du, Schönster, ganz allein,
meines Geistes Sonne sein.

Text:
Melodie: Jesu, meines Lebens Leben