Herr, lass keinen Tag verlaufen    

1) Herr, lass keinen Tag verlaufen,
ja, lass keine Stunde hin,
ohne Glaubens-Öl zu kaufen,
gib, dass ich recht wacker bin,
ja, mich stets auf's Neu erwecke
und nach dem, was vorn ist, strecke,
lass mir keine Trägheit zu,
dass ich nie im Fleische ruh'.

2) Lass kein falsches Licht mich blenden,
wenn das Fleisch will geistlich sein.
Komm, umgürte meine Lenden,
nimm mich dir nur gänzlich ein.
Lass mich ganz und gar genesen
von dem lau- und toten Wesen.
Heile gründlich, was verwundt,
mach im Glauben mich gesund.

3) Ach, errette meine Seele,
halt den finstern Kräften ein.
Spür ich gleich ein Tröpflein Öle,
dringt doch bald der Feind herein
und will Licht und Kraft mir rauben,
ach, Herr, stärke mir den Glauben.
Steure Satans List und Macht,
nimm mich, wie dein Aug', in Acht.

4) Gib mir Innigkeit der Liebe,
die für alle fleh und schrei.
Gib mir rein- und lautre Triebe,
dass ich herzlich redlich sei.
Lass mir nichts am Herzen liegen,
als was dich nur kann vergnügen.
Nur dein Ruhm, der Menschen Heil,
sei mein Zweck, und du mein Teil.

5) O, wie bald kann man erkalten!
Ach, erbarm, erbarm dich mein.
Lass dein Wort mir nicht veralten,
lass mir's immer kräftig sein,
lass mich immer brünstig beten,
lass mir nichts das Ziel vertreten.
Gib bei allem Ernst und Treu,
dass ich immer fertig sei.

6) Denn wie bald kann sich's nicht enden?
Denke, was dein Mund verspricht.
Wohin willst du dich denn wenden?
Sieh, ich lasse dich doch nicht.
Nein, ich halte dich beim Worte,
schrei dir nach an jedem Orte:
hilf, mein Helfer, aus der Not!
Hilf mir friedlich durch den Tod.

Text:
Melodie: Jesu, der du meine Seele