1) Herr, der du den Kreis der Erden
durch die Nacht umhüllt lässt werden,
der du schon auf diese Nacht
vor der ersten Nacht gedacht,
lass mich auch der Ruh' genießen,
und die müden Augen schließen,
ob mir zwar mehr Qual gebührt,
als dein Himmel Sternen führt.
2) Lass den Strahl der alten Sünden,
wie des Tageslicht, verschwinden,
gönne mir die wahre Ruh,
decke meine Fehler zu,
lass sie weiter von mir stehen,
als die Sonne weiß zu gehen,
doch lass mit der Sonnen Pracht
keine Brunst sein aufgewacht.
3) Halt die Flügel deiner Güte
Über dieser faulen Hütte,
richte hier ein Bollwerk an,
das kein Geist bestürmen kann,
lass Tod, Krankheit, Brand und Leiden,
weit von meinem Lager scheiden,
schütze mich durch diese Schar,
die auf Jakobsleiter war.
4) Wenn der müden Augen Lider,
und die abgematten Glieder
der gewünschte Schlaf beschleicht:
und die meiste Regung weicht,
so lass keines Traumes Schrecken
meine Nichtigkeit erwecken,
lass die Träum' und meine Ruh
reine sein, o Gott, wie du!
5) Brenn in meinem schwarzen Herzen,
in der Nacht die weißen Kerzen,
bau jetzund ein' Hauptaltar,
wo bei Tage Sodom war,
lass Mund, Auge, Hand und Ohren
dir zu Knechten sein erkoren,
lass das Götzenbild der Welt,
in der Nacht sein umgefällt.
6) Wann der Morgenröte Wangen
mit den frischen Rosen prangen,
so bewege Geist und Mut,
dass er gute Dienste tut,
lass der Sonnen hohen Wagen
mir den alten Schlaf verjagen,
und des Lebens Grund und Schein
reiner als die Sonne sein.