Herr, dein Gesetz, das du der Welt    

1) Herr, dein Gesetz, das du der Welt
zur Richtschnur hast gegeben,
das du zur Regel vorgestellt,
danach wir sollen leben,
das deinen Willen offenbart,
ist ganz von einer andern Art
als menschliche Gesetze.

2) Mit äußerlicher Ehrbarkeit
lässt es sich nicht genügen,
obgleich die Hand nicht schlägt
noch dräut, die Lippen nicht betrügen,
das Auge nicht Verbotnes sieht,
ja überdies ein jedes Glied
in seiner Ordnung bleibet.

3) Ist jemand gleich ein Flucher nicht,
kein Dieb, kein Sabbatschänder,
kein Frevler, der die Ehre bricht,
kein Mörder, kein Verschwender,
kein Freund von üppigem Geschwätz,
so ist dein heiliges Gesetz
doch damit nicht zufrieden.

4) Weiß einer gleich die böse Lust
mit Nachdruck zu bezwingen
und die Begierden seiner Brust
in Still' und Ruh' zu bringen,
dass sich ihr Wüten legen muss,
so ist doch des Gesetzes

Schluss: auch damit nicht zufrieden.

5) Es fordert, dass Leib, Seel und Mut
sich in Gehorsam üben
und dass wir dich, das höchste Gut,
aus allen Kräften lieben.
Es will, dass, wie du heilig heißt,
auch unser Herz und ganzer Geist
durchaus geheiligt werde.

6) Es soll, bei wahrer Weisheit Licht
der Liebe Feuer brennen.
Kein Mangel soll an unsrer Pflicht
bemerket werden können.
Es soll gar keine böse Lust,
kein arger Trieb in unsrer Brust
sich auch nur heimlich regen.

7) Kannst du, o Mensch, auf solche Art
wohl das Gesetz erfüllen?
Du siehst darinnen offenbart
des Allerhöchsten Willen.
Allein wie voller Sklaverei,
wie lahm und matt dein Wille sei,
das wirst du leichtlich spüren.

8) So lerne denn, dass, nach dem Fall,
kein Mensch auf dieser Erden
durch das Gesetz ein einigmal
vor Gott gerecht mag werden,
es ist zu hoch und du zu schwach
und dräuet denen Fluch und Rach',
die es nicht völlig halten.

9) Drum eile mit gebeugtem Sinn,
der sich in Tränen hüllet,
zu deinem treuen Mittler hin,
der das Gesetz erfüllet,
nimm das, was er für dich getan,
nimm sein Verdienst im Glauben an
zur Tilgung deiner Schulden.

10) Lass aber auch in deinem Geist
dir sein Gesetze schreiben.
Tu williglich, was er dich heißt.
Wenn Mängel übrig bleiben,
so lass nur deinen Glauben ruhn
in Christi ganz vollkommnem Tun,
der, was dir fehlt, ersetzet.

Text:
Melodie: Es ist das Heil uns kommen her