1) Herr Christ, du Hüter aller Welt,
du hast mich heut' zur Wacht bestellt
für deine armen, kranken Brüder.
Ohn' dich ist all mein Hüten nichts,
drum wach mit mir, du Quell des Lichts,
mach wacker meine Augenlider!
Heb' auch mein müdes Haupt empor. -
sei selbst mein Auge, Herz und Ohr!
2) Wie du am Ölberg hast gewacht
und deine Lust gar nicht bedacht,
weil wir dir auf der Seele lagen,
so lass das Meine ganz und gar
vergessen mich und deine Schar
auf mütterlichem Herzen tragen,
dass Aug' und Hand und alle Kraft
für sie nur wacht und wirkt und schafft.
3) Zumeist lass mich mit treuem Flehn
vor Gott für sie als Priester stehn,
dass er gedenk all' ihrer Nöten!
Und wie, da jener Abend kam,
still deine Hand den Schurz noch nahm,
als Knecht vor Sünder hinzutreten:
so lass mich, bis der Morgen tagt,
nichts sein als dein und ihre Magd!
4) Von wem den Schlaf du treibest fort,
für den gib mir ein heilsam' Wort,
das in der Angst ihm schaffe Frieden.
Mach meinen Fuß, Herr, sanft und leicht,
dass nicht der süße Schlaf entweicht,
den dein Erbarmen gab dem Müden.
Du zarte Lieb' am Kreuzesstamm,
mach zart und sanft mich wie ein Lamm.
5) Wenn mir durchs Herz ein Seufzer schleicht,
ist schon dein Ohr mir zugeneigt,
all' meinen Mangel auszufüllen.
Herr, mach mein Ohr auch hell genug,
zu lauschen jedem Atemzug
und jedem Seufzer, selbst dem stillen,
dass ich mög' lindern ihren Schmerz
und für dich öffnen, Herr, ihr Herz.
6) Und wenn im Hause droht Gefahr
der Kranken und Gesunden Schar,
halt meinem Aug' es nicht verborgen,
dass ich durch deine Macht, Herr Christ,
sie schnell vertreib trotz Satans List.
Dabei lass mich auch fleißig sorgen,
dass ich nicht selbst stift' Schad' und Not,
davor behüt' mich, treuer Gott!
7) Nun Herr, was soll ich bitten mehr?
Gib Liebe mir, die fehlt mir sehr,
die Liebe nur lehrt treues Wachen.
Sie öffnet Auge, Ohr und Herz,
macht leisen Fuß, gibt Trost für Schmerz,
ist stark, es alles wohl zu machen.
Drum gieße mir in Geist und Sinn
die Lieb', die edle Lehrerin.
8) Bricht dann der große Morgen an,
den keine Nacht vertreiben kann,
wo uns dein Aug' wird ewig scheinen,
so lass mich in verklärter Pracht
dort sehn, für die ich jetzt gewacht,
die hier dein Liebesrat ließ weinen.
Dann sing ich froh: Halleluja!
Die Nacht ist hin, der Tag ist da!