Heilige Entzückung, die den Menschen    

1) Heilige Entzückung, die den Menschen
zu dem Thron des Unerschaffnen hebt,
wenn der Geist, der alles Gute wirket,
unser Herz zum frommen Dank belebt,

2) O, durchdringe meine ganze Seele,
weihe mich zum hohen Lobgesang
und mein Lied in Nacht und Sternenschimmer
töne in der Engel Harfenklang!

3) Blumendüfte ziehen mir entgegen,
frische Kraft umwallet Feld und Flur,
Blütenträume wehen und der Friede
wandelt in dem Garten der Natur.

4) Vater, Vater, meine ganze Seele
dankt dir für den süßen Augenblick,
dankt dir für die goldne Lebensstunde,
dankt für Dasein- und für Menschenglück!

5) Dass ich dir und Jesu angehöre,
dass der Geist der Wahrheit mich belebt
und, wie jene ersten Christenbrüder,
aus dem Staube zur Verklärung hebt.

6) Dass ich deine Vaterliebe kenne,
dass mich keine Sorge niederdrückt,
dass mein Auge unter Sturm und Wetter
kindlich auf zu deinem Himmel blickt.

7) Dass ich in dem großen Bunde lebe,
der die Menschen zu der Tugend führt,
dass ich jener Freiheit nicht entbehre,
die dem Menschen und dem Geist gebührt.

8) Dass ich nicht an dieser Erde hänge
und an ihrer süßen Herrlichkeit, -
dass ich kalt auf Tod und Gräber blicke
im Gefühle meiner Ewigkeit: -

9) Dieses dank ich dir, du Gott der Liebe,
und dem Geiste, der durch Jesum sprach,
dieses feiert die entzückte Seele
und die Zunge stammelt's leise nach.

10) Angebetet sei dein großer Name,
diese Erde sei dein Heiligtum,
und dein väterliches Wohlgefallen
sei der Menschheit großes Eigentum.

11) Alle Tempel seien dir geweihet,
wie Vernunft und Geist sie weihen kann,
und die Welt von Jesu Wort erleuchtet,
bete dich im Geist und Wahrheit an!

12) Liebe sei das Band der Menschenkinder.
Ihre Krone die Gerechtigkeit.
Ihr Vertrauen du, der alles lenket,
und ihr Glaube die Unsterblichkeit

13) Preise ihn, der über Sonnen wohnet,
preise ihn, du stille Blumenpracht.
Preiset ihn, ihr süßen Frühlingslüfte,
preise ihn, du stille Sternennacht!

14) O du Gott, den ich im Staube fühle -
ach, wenn einst mein sterbend Auge bricht,
wenn mein Geist hinauf zum Lichte fliegt, -
dann - von Angesicht zu Angesicht!

15) Welten schwinden - jene Klarheit dämmert -
und der Himmel ist mir aufgetan!
Gott erscheinet - und ich stimme selig
mit den Engeln 'Heilig! heilig!' an.

Text:
Melodie: Unbekannt