Heilger Gott, die Eigenliebe    

1) Heil'ger Gott, die Eigenliebe
berütet durch des Fleisches Triebe
des verdammten Neides Gift,
das so viel Zerrüttung stift'.

2) Unter Edens lust'gen Bäumen
konnten keine Dornen keinem,
und des Neides Distelstrauch
wächst in Zions Feldern auch.

3) Wir sind deine Tag-Arbeiter,
doch verdienen wir nichts weiter,
als was deine Vaterhand
uns aus Gnaden zugewandt.

4) Aber neidische Seelen können
ihren Nächsten das nicht gönnen,
wenn ihn deine Gütigkeit
neben ihnen benedeit.

5) Doch der Neid murrt nur vergebens,
und ist Henker seines Lebens,
niedre werden hochgeschätzt,
und der erste kommt zuletzt.

6) Hilf, dass ich des Neides Reizen,
gleich als Unkraut in dem Weizen,
in dem Herzen dämpfen kann,
führ mich auf der Liebe Bahn.

7) Gib, dass ich des Nächsten Glücke
eben so vergnügt erblicke,
als wenn deine Güt' und Macht
mir den Segen zugedacht.

8) Wollen andre mich beneiden,
ei, ich will es gerne leiden,
du gibst wem und was du willt,
wenn der Neid gleich tobt und schilt.

9) Decke Neid und Hass zu Trutze
mich mit deiner Flügel Schutze,
als denn will ich lieber Neid,
als der Welt Barmherzigkeit.

Text:
Melodie: Sollt es gleich bisweilen scheinen