Hat die Nacht den dunklen Schleier    

1) Hat die Nacht den dunklen Schleier
Über Berg und Tal gespannt:
dann beginnt die stille Feier,
dem Getümmel unbekannt.
Dann ertönt der Philomele
reines, seelenvolles Lied,
und des Himmels hohe Säle
sind mit Sternen überblüht.

2) Mögen dichte Nebel steigen,
bergend ew'ger Sterne Glanz!
Mögen sich Gespenster zeigen,
wirbelnd in dem Geistertanz!
Bald ist Finsternis verschwunden
und besieget ist das Graun,
und nach wenig dunkeln Stunden
ist der Sonne Glanz zu schaun.

3) Weinest du des Jammers Tränen
in dem stillen Kämmerlein:
dann durchdringet dich ein Sehnen
und ein Engel tritt herein.
Freundlich lehret er dich beten,
trägt dein Flehen himmelwärts,
und vom Throne des Erhöhten
dringt ein Amen dir ins Herz.

4) Mag dein Kreuz dich wieder wecken,
und verdunkeln deinen Blick!
Mag des Zweifels banger Schrecken
greller malen dein Geschick!
Endlich wird der Glaube siegen,
harre still und in Geduld!
Nein, du wirst nicht unterliegen,
bald umstrahlt dich Gottes Huld.

Text:
Melodie: Bei dir, Jesu, will ich bleiben