1) Hast du mich lieb, so fragst du, Herr,
auch heute noch die Deinen.
Und da wird uns die Antwort schwer,
man möchte lieber weinen,
wer ist von all' dein Deinen da,
der sprechen darf mit frohem Ja:
ich liebe dich vor allem?
2) Erwägen wir, wie wenig doch
aus Liebe wir ertragen. -
wie drückend uns dein sanftes Joch,
wie vielfach unsre Klagen:
dann müssen wir beschämt uns sehn,
und dürfen dir nicht froh gesteht,
dass wir dich herzlich lieben.
3) Betrübt, wie Petrus, können wir
in Demut nur uns beugen,
und dürfen nicht, o Herr, von dir
von treuer Liebe zeugen.
Doch kennest du auch unser Herz,
und unsrer Reue tiefen Schmerz,
und wirst uns nicht verstoßen.
4) Nein, mach es uns nur offenbar,
dass wir nicht mehr dich lieben,
wie dies gewisslich ist und wahr, -
wenn's auch uns muss betrüben!
Es kann uns ja nur heilsam sein,
wenn sich verliert der eitle Schein,
und wir die Täuschung merken.
5) Dann aber mache frisch und neu
das abgestorbne Alte.
Gib, dass das Herz in Lieb' und Treu
hinfort nicht mehr erkalte!
Nichts ist der treuen Liebe wert,
was außer dir das Herz begehrt.
Drum lass uns dich nur lieben!