Großer Schöpfer, groß an an Güte    

1) Großer Schöpfer, groß an an Güte,
groß an Weisheit, groß an Macht,
dir dankt nicht nur mein Gemüte,
dass du mich hervorgebracht,
sondern auch dass meiner Brust
deine Weisheit so viel Lust,
so viel Liebe zu dem Leben
bei dem ersten Hauch gegeben.

2) Diese Lust ist ohne Tadel,
wenn sie nur kein Laster deckt,
und der Seele hohen Adel
nicht mit Niedrigkeit befleckt,
und deswegen bitt' ich dich,
weiser Schöpfer, lehre mich
diesen reinen Trieb erkennen
und von jenem Falschen trennen.

3) Schufest du mich denn vergebens
einen Bürger dieser Welt?
Nein, der Endzweck meines Lebens
war gleich anfangs festgestellt.
Denn du schufst mich nur zum Teil
andrer Menschen Wohl und Heil,
und zugleich die Herrlichkeiten
deines Namens auszubreiten.

4) Tausend Nöten und Beschwerden
ist dies Leben ausgesetzt.
Alles muss uns leichter werden,
weil das Leben uns ergötzt,
Armut, Krankheit, Pein und Schmerz
dringt so tief nicht in das Herz,
ja, wir tragen Band und Ketten,
wenn wir nur das Leben retten.

5) Dieser Trieb soll uns erhöhen
zu dem vorgesteckten Ziel,
welches, Herr, mit unserm Leben
zu verknüpfen dir gefiel.
Dieser angenehme Trieb
machet uns das Leben lieb,
dass dadurch hier auf der Erde,
Gott, dein Ruhm erhoben werde.

6) Wenn nun noch zu Gottes Ehren
unser Leben nützlich ist,
so darf nichts den Trieb verwehren,
der des Lebens Not versüßt.
Die ihr Leben selbst verkürzt,
haben sich dahin gestürzt,
wo in ewig heißen Flammen
sie ihr eignes Tun verdammen.

7) Doch wenn uns, in Tod zu gehen
Gottes Ehre selbst gebeut,
so verbeut das Widerstehen
wahrer Christen Schuldigkeit.
Denn es soll uns keine Macht,
keiner eitlen Güter Pracht,
keine Not, kein Tod, kein Leiden
von der Liebe Christi scheiden.

8) Hier wird nun die Lust zum Leben
sündlich, ja verdammlich sein.
Der sich ihr zu sehr ergeben,
büßt das wahre Leben ein.
Christen lassen sich zur Zeit,
der Verfolgung ungescheut,
gut und Blut und Leben rauben
und versiegeln ihren Glauben.

9) Sonst auch soll Verdruss und Grämen
nie in unsrer Brust entstehn.
Wenn uns Gott heißt Abschied nehmen,
und den Weg des Fleisches gehn.
Selig, wer sich nicht betrübt,
sondern Gottes Hand ergibt,
es geschehe Gottes Wille
und man sterbe sanft und stille.

10) Drum in deine Vaterhände,
Gott empfehl' ich meinen Geist.
Weil du doch mein Lebens-Ende,
und mein Wohl am besten weißt,
mache du mich jederzeit,
Herr, zu deinem Dienst bereit,
und stets willig, dir mein Leben,
wenn du's forderst, aufzugeben.

verbeut = verbietet

Text:
Melodie: Treuer Gott, ich muss dir klagen