Greif zu, greif, meine Seele, zu    

1) Greif zu, greif, meine Seele, zu!
Nun kommt das Licht, nun kommt die Ruh',
der Schutz und Trost der Armen.
Fass den Heiland
fest mit der Hand
und deines Glaubens Armen.

2) Jetzt kommt der Israelis-Preis,
drück ihn, wie Simeon, mit Fleiß
an deine Brust und Herze,
nimm gar ihn ein
in' Herzens Schrein,
er ist die Lebenskerze.

3) Hier wird der Reinste gebracht
in' Tempel von der reinen Magd
an ihrem Reinigungstage,
da ihm doch gar
nicht nötig war,
ein solch' Gesetz zu tragen.

4) Im Tempel opfert williglich
für seine Brüder Jesus sich.
Hier tut der Brunn' des Lebens
sich allen auf.
Lauf, Seele, lauf,
du kommest nicht vergebens.

5) Da, schaue, wie an deiner Statt
er das Gesetz erfüllet hat
und sei von ihm nicht ferne.
Ach, gib hinfort
dem treuen Hort
dich auch zum Opfer gerne.

6) Dir sag ich Dank, so lang ich kann,
mein Jesu, du Herr vornen an!
Dass du, zu meinem Frommen,
so manche Last
hast aufgefasst
und solcher mich benommen.

7) Gib, dass auch nun ich rein'ge mich
und meiner Taufe stündlich mich
erinnre und nach deme
mein Fleisch und Blut,
das Böses tut,
samt dessen Lüsten zähme.

8) Mich reinige selbst allermeist
durch dein Blut und den Heil'gen Geist,
den Glauben in mir stärke,
dass ich forthin
lass leuchten ihn
allhier durch gute Werke.

9) Erleuchte mich, du wahres Licht,
dass ich im Finstern wandle nicht
und dich erkennen möge.
Wie gut allein
dein Will es mein
und wie gut deine Wege.

10) Lass mich ein Opfer sein, das sei
lebendig, heilig und dabei
dir wohlgefällig eben,
das immer dar
dir ganz und gar
und einzig sei ergeben.

11) Auch lass mich nicht, du treuer Gott,
wenn mich anfechten Not und Tod,
und mich plagt mein Gewissen,
sei stets mein Trutz,
mein Trost, mein Schutz
und lass mich Hilf' genießen.

12) Hilf, wenn ich scheide hier davon,
dass ich dich fest, wie Simeon,
in wahren Glauben fasse,
und keine Zeit,
kein Leid noch Streit
von dir mich reißen lasse.