1) Gräser lispeln, Veilchen blauen,
an den Bäumen flattert Laub,
und die Schleensäfte glauen
blütenvoll, wie Silberstaub.
2) Hyazinthen und Aurikeln
drängen sich dem Frühling vor,
der die Rose kommt entwickeln
unter vollem Tulpenflor.
3) Angenehme Lüfte wärmen
die gefrorne Schöpfung auf,
und beleben und durchschwärmen
selbst des Kiesels Aderlauf.
4) In des Himmels reiner Höhe
wirbelt sanfter Lerchenton,
und das Echo süßer Wehe
klagt aus Philomenen schon.
5) Alles rings im Schein der Sonne
was in Winters Banden lag,
löst sich auf in Frühlingswonne,
wird ein Auferstehungstag.
6) Hört das Jauchzen, seht die Freude!
Welch ein bunter Redeschall!
Seht in leichtem Rosenkleide
Mädchen schweben überall.
7) Wenn in ihre holde Reihen
sich der frohe Jüngling mengt,
und, sich der Natur zu freuen,
unter sie der Greis sich drängt!
8) Was die Liebe sich verbunden,
danket sie heut' der Natur,
wer die Liebe nie empfunden,
gibt ihr heut' den ersten Schwur.
9) Süßes Ahnen, leises Beben,
Wollustschmachten, Schwermutsweh,
Seelenmischung, volles Leben
schwebt auf Erden, in der Höh'.
10) Wünsche, die im Auge blieben,
warten auf den Silbermond,
der die Herzen, welche lieben,
jeden stillen Seufzer lohnt.