Gott, wenn auf diesem Erdenrunde    

1) Gott, wenn auf diesem Erdenrunde
den Geist zu hart des Körpers Fessel drückt.
Wenn er in mancher finstern Stunde,
voll Sorgen sich zu tief zum Staube bückt.
Wenn er es dann nur gar zu leicht vergisst,
dass hier doch erst des Lebens Anfang ist.

2) Wenn dann, vom Schwindel überladen,
sich mit dem Zweifel Ängstlichkeit vermählt,
wenn Wünsche sich in Tränen baden,
aus der Verwirrung ihm der Ausgang fehlt.
Wenn er nur Dornen hier im Leben sieht,
vergebens um ihn her die Rose blüht.

3) O, wenn dann im Gewühl der Schmerzen
durch deines Geistes unsichtbare Macht,
Unsterblichkeit in seinem Herzen
mit ihrem wundervollen Trost erwacht:
so trocknen Blicke über Welt und Zeit
der Schwermut Tränen, lindern Sorg' und Leid.

4) Was ist die Welt, wenn auf der Waage
die Zeit und Ewigkeit da vor uns liegt?
Die Schale sinkt, mit ihr die Klage!
Und so sind Schmerz und Schwermut bald besiegt.
Dort stören Sorg' und Leid die Freude nicht,
dort wandelt sich die Dunkelheit in Licht.

5) O herzerhebender Gedanke der Ewigkeit,
jetzt noch umschleiert zwar,
ein sichrer Stab doch, wenn ich wanke,
begleite du den Geist hier immerdar?
Erfülle ihn, damit er's nie vergisst:
dass er nicht Staub, dass er unsterblich ist!

6) Sei du, wenn er, wie angebunden,
zu sehr auf seinen Erdpunkt niedersieht,
sein Schutzgeist, der in solchen Stunden
empor ihn wieder zu dem Himmel zieht.
Dass er es fühlt, hier ist mein Pilgerstand,
dort oben ist mein wahres Vaterland.

Text:
Melodie: Dir, Dir, Jehova, will ich singen!