1) Gott lob, die Not ist nun vorüber,
die mir mein Gott hat zugeschickt,
mein Herze freuet sich darüber,
dass mich Gott wieder hat erquickt.
Denn obgleich stäupet seine Rut,
so bleibet doch sein Herze gut.
2) Mir machte zwar die Last sehr bange,
die du, mein Gott, mir aufgelegt,
ich schrie oft: Ach, Herr, wie lange?
Mein Seufzen hat dein Herz bewegt.
Du sahest meine Tränenflut,
drum ist auch alles worden gut.
3) Mich klagte, wer mich nur gesehen,
wie mich die Angst gedrücket hat.
Ich meinte selbst, ich müsste gehen
den hart' und bittern Todes-Pfad.
Doch hat, Herr, deine Liebe Glut
bei mir gewendet alles gut.
4) Das Kreuz muss uns oft schlagen nieder,
dass wir uns üben in Geduld,
wir lebten stets sonst Gott zuwider
und häuften täglich Sündenschuld.
Gott stärkt im Kreuz der Christen Mut
und macht zuletzt auch alles gut.
5) Drum dank ich dir, mein Gott, von Herzen,
dass du dein Kind gestärket hast,
dass meine Pein, Leid, Not und Schmerzen
gewehret hast meiner Sündenlast,
dass deine Lieb' und Vaterrut'
befördert meiner Seelen Gut.
6) Soll ich, mein Gott, noch ferner leiden,
wenn es dein weiser Rat bestimmt,
so stehe nur auf meiner Seiten,
dass kein Kreuz mir die Hoffnung nimmt,
dass, Herr, durch deines Sohnes Blut
mir bleiben muss das höchste Gut.
stäupet = Als Stäupen bezeichnete man im Mittelalter eine Körperstrafe, bei welcher der Verurteilte am Pranger geschlagen wurde