Gott lässet seine Sonn stets über dir aufgehen    

1) Gott lässet seine Sonn'
stets über dir aufgehen,
und seines Mondes Licht
bei Nacht erfreulich sehen,
den Tag beschützt er dich,
die Nacht muss sicher sein,
dass nach des Tages Last
du ruhig schläfest ein.

2) Drum forsche nun, mein Geist,
eh du zur Ruhe gehest,
was du den Tag getan,
wie du mit Gott noch stehest?
Ob du dich so erzeigt,
wie er es wohl begehrt?
Ob du dich nicht von ihm
vielleicht zur Welt gekehrt.

3) Er ist's, der diesen Tag
dich lassen überleben,
was wird für einen Dank
dir wohl mein Herze geben?
Hast du zu dessen Lob
auch wohl der Sonnen Licht
heut' diesen Tag gebraucht?
Ach, mir es weit gebricht!

4) Ich hab es heute zwar,
als ich erwacht, versprochen,
dass ich Gott dienen woll,
die Zusag' doch gebrochen.
Ach, das ist nicht geschehn,
ach, ich hab diesen Tag
der Welt zum Dienst gebraucht.
Ach, Gott, üb keine Rach'!

5) Ich will es alles dir,
was ich getan, bekennen
und mich, gerechter Gott,
den Ungerechtsten nennen.
Dann wenn ich meine Schuld
verschweigen wollt vor dir,
so würde mein Gebein
verschmachten ganz an mir.

6) Ich hab dich nicht gefürcht',
den Satan ließ ich walten,
dass er mit meinem Sinn
konnt nach Gefallen schalten,
ich fühlte, ohne Dank,
dein väterlichs Gemüt,
das mir so unverdient
erwiesen seine Güt'.

7) Dem Nächsten täte wohl
mein Herze nicht zuwillen,
ich schloss es vor ihm zu,
wollt keine Lieb erfüllen,
gab ihm nur Ärgernis
mit meinem bösen Tun,
dass er auch meiner Sünd'
wird mit teilhaftig nun.

8) In allem siehst du, Gott,
dass ich missbrauchet habe
den Tag, den ich erlebt,
aus deiner Gnadengabe.
Dass, wenn in dein Gericht
du wolltest gehn mit mir,
wüsst ich auf tausend auch
nicht ein' zu sagen dir.

9) Doch will es deine Güt',
dass ich noch bin am Leben,
so wird mir deine Güt'
auch nun die Sünd' vergeben.
Es hat mir deine Güt'
ja oftmals übersehen,
so lass nun deine Güt'
mit mir zur Rechnung gehen.

10) Ist, leider, dieser Tag
ohn' deinen Dienst vergangen?
So gib, dass diese Nacht
dir mög' zum Lob anfangen.
Hat diesen hellen Tag
betrübt die Sündenpein?
So soll die trübe Nacht
nun desto heller sein.

11) Ich weiß, ja, bin gewiss:
es ist mir schon vergeben.
Mein Gott, mein Gott! Ich will
forthin dir frömmer leben.
Schließ jetzt in deine Händ'
so Seel' als Glieder ein,
lass mich in dieser Nacht
ohn' deinen Schutz nicht sein.

12) Gott, gib mir sanfte Ruh',
dass morgen mein Gemüte
mög' desto muntrer sein,
zu danken deiner Güte.
Gott, gib mir deine Kraft,
Gott, gib mir starke Wacht.
Gott, gib mir Sicherheit
vor Satans List und Macht.

Text:
Melodie: Nun danket alle Gott