1) Gott, dir ist alles offenbar,
im Himmel und auf Erden.
Was jetzt noch ist, was vormals war
und künftig noch wird werden.
2) Du schauest, Vater alles Lichts,
durch alle Finsternisse.
In deiner ganzen Welt ist nichts,
das dein Verstand nicht wisse.
3) Mein schwaches Auge siehet nur,
so weit dein Licht mir glänzet.
Nichts sieht es ganz, denn von Natur
ist stets sein Blick begrenzet.
4) Nur dir ist alles aufgehellt,
vor dir liegt ohne Hülle
das Innere der Körperwelt
und jedes Geistes Wille.
5) Gedanken siehst du, ehe sie
in unsrer Seel' entstehen
und du vergissest ihrer nie,
wenn sie auch uns entgehen.
6) Nur nach und nach und wenig nur
kann unser Geist hier lernen.
Dein Blick durchschauet die Natur
im Wurm, wie in den Sternen.
7) Auch mich und was ich hab und tu,
mein streben und mein Sorgen,
das alles, Höchster, kennest du.
Vor dir ist nichts verborgen.
8) Du weißt, was mir zum Wohl gebricht,
noch eh' ich's kann erflehen.
Siehst alles deutlich, irrest nicht.
Wer kann dich hintergehen?
9) Dich, den ich nicht erreichen kann,
in ehrfurchtsvoller Stille
bet ich, Allwissender, dich an,
und deiner Kenntnis Fülle.
10) Wohl mir, dass du mein Vater bist!
Ich sehne deinen Willen.
Aus dem, was jetzt mir Unglück ist,
muss einst mir Heil entquillen.
11) Selbst in der finstern Todesnacht
darf ich nun nicht erbeben.
Du kennest mich. Dein Auge wacht,
du führest mich zum Leben.