1) Gott, der du viel Barmherzigkeit
mir Armen hast erzeiget,
und annoch bis auf diese Zeit,
als Vater bist geneiget,
gib mir auch ein mitleidend' Herz,
dass ich die Christenliebe
stets ausübe
und mich des Nächsten Schmerz
recht inniglich betrübe.
2) Es wird ein schreckliches Gericht
dort über den ergeben,
der Hungrigen sein Brot nicht bricht,
und sie lässt hilflos stehen.
Hat Gott mit Gütern dich erfreut,
- Sie sind ja nicht dein Eigen, -
du musst neigen
dein Herz zur Mildigkeit
und Armen Guts erzeigen.
3) Wenn dies bei seinem Überfluss
der reiche Mann erwogen,
und Lazaro nicht den Genuss
der Brosamen entzogen.
So dürfte der nicht in der Zahl
verdammter Seelen klagen
und verzagen,
da er nun lauter Qual
auf ewig muss ertragen.
4) Drum, Gott, lass mich des Nächsten Not
recht tief zu Herzen fassen
und ihm auch was von meinem Brot
zu reichen nicht ablassen.
So werd ich auch nach dieser Zeit
Barmherzigkeit erlangen
und dort prangen,
wenn ich zur Herrlichkeit
bin selig eingegangen.
annoch = noch immer