1) Gott, der du Herzenskenner bist,
Herr, dem die Falschheit Gräuel ist
und jeder Lug Verbrechen.
Kein Wort spricht je ein falscher Mund,
allwissender, dir ist es kund.
Du Heiliger wirst's rächen.
Lass jederzeit mein Ja und Nein,
wies Christen ziemt, aufrichtig sein!
2) Und wenn ich schwörend vor dir steh,
dir feierlich ins Antlitz seh,
die Hand zum Himmel hebe.
Wenn ich dich, Gott, zum Zeugen ruf,
zum Rächer dich, der mich erschuf,
durch den ich bin und lebe!
Dann sei von Trug und Heuchelei
mein Herz und meine Zunge frei!
3) Wenn Frevler da auch Gott noch schmähn,
mit Lügen frech noch vor ihm stehn,
dann lass mein Herz erschrecken!
Weh dem, der Gott und Gottes Macht
zum Siegel seiner Bosheit macht,
sie vor der Welt zu decken.
Herz, schau den Gott mit Zittern an,
der Leib und Seel' verderben kann!
4) O Seele, wenn du dich noch liebst,
denk, was du da zum Pfande gibst,
dein Glück, dein ewig' Leben!
Verlier nicht mit Verwegenheit
dein Teil an Gott und Seligkeit.
Wer kann dirs wiedergeben?
Gott und sein Evangelium,
wie kostbar ist dies Eigentum!
5) Gott, wenn du nicht mein Gott mehr bist,
dein Sohn nicht mehr mein Heiland ist,
dein Himmel nicht mein Erbe.
Wenn mich beim Leiden dieser Zeit
kein Trost vom Himmel mehr erfreut,
kein Trost mehr, wenn ich sterbe!
Ist Gott und Jesus nicht mehr mein:
dann besser, nie geboren sein!
6) Frech ist die Zunge, die noch spricht:
"Gott siehets nicht, Gott achtets nicht!"
so lästern Spötterrotten.
Ja, Gottes Langmut ist bekannt,
er lähmt nicht jede falsche Hand.
Doch Gott lässt sich nicht spotten.
Zum Strafen hat er lang noch Zeit,
zum Strafen noch die Ewigkeit!
7) Nein, ehre nicht, nicht Gut und Geld,
kein Fürstentum und keine Welt
soll mich so weit verführen.
Um alle Leiden dieser Zeit
will ich doch Gott und Seligkeit
mutwillig nicht verlieren.
Wie klein mein Glück auch immer sei:
nur reines Herz und Gott dabei!
8) Gott, lehr du mich bei jedem Eid,
aus Furcht vor deiner Heiligkeit,
die Wahrheit pünktlich sprechen.
Beschwör ich heilig Amt und Pflicht,
so lass mich auch im Kleinsten nicht
die teure Zusag' brechen.
Auch dir, Gott, schwur ich treu zu sein:
erhalt mich ewig, ewig dein!
9) Der du mein Trost im Tod noch bist,
Gott, dessen Wort wahrhaftig ist,
du hast auch mir geschworen.
So wahr du Gott bist, sagst du's ja,
ich hörs mit voller Seelenruh:
ich soll nicht sein verloren.
O Seele, halt Gott deinen Eid!
Dann freu dich seiner Gütigkeit.