Gott, der allein im Lichte    

1) Gott, der allein im Lichte
der reinsten Unschuld wohnt,
geht nicht fort ins Gerichte,
er trägt, vergibt und schont.
Ach, flösse seine Liebe,
- da niemand von uns rein -
uns doch so edle Triebe
zu gleicher Sanftmut ein!

2) Die Splitter, die nicht taugen,
sieht man bei andern klar,
und wird in eignen Augen
den Balken nicht gewahr.
Säß, wie der eigne Götze,
der Nächste uns im Schoß:
wir fänden Tugendschätze
statt Fehler, an ihm groß.

3) Vor seine Türe kehren,
streng gegen sich zu sein,
den Nächsten sanft belehren,
das knüpft die Klugheit ein.
Wer alle seine Pflichten
vollkommen leisten kann,
der greif mit strengem Richten
des Nächsten Fehler an.

Text:
Melodie: Befiehl du deine Wege