Gleich früh, wenn sich entzündet    

1) Gleich früh, wenn sich entzündet
der silberweiße Tag
und uns die Sonn' verkündet,
was nachts verborgen lag:
die Lieb' in meinem Herzen
ein Flämmlein stecket an,
das brennt gleich einer Kerzen,
die niemand löschen kann.

2) Wenn wieder dann entflogen
der Tag zur Nacht hinein,
und sich gar tief gebogen
die Sonn' und Sonnenschein,
das Flämmlein, das mich quälet
noch bleibt in voller Glut.
All' Stund', so viel man zählet,
michs je noch brennen tut.

3) Das Flämmlein, das ich meine,
ist Jesu süßer Nam',
es zehret Mark und Beine,
frisst ein gar wundersam.
O Süßigkeit in Schmerzen!
O Schmerz in Süßigkeit!
Ach, bleibe doch im Herzen,
bleib doch in Ewigkeit.

4) O Flämmlein, süß ohn' Maßen,
o bitter' auch ohn' Ziel!
Du machest mich verlassen
all' ander' Freud' und Spiel.
Du zündest mein Gemüte,
bringst mir groß' Herzeleid,
du kühlest mein Geblüte,
bringst auch Ergötzlichkeit.

5) Ade zu tausend Jahren,
o Welt, zu guter Nacht!
Ade, lass mich nun fahren,
ich längst hab dich veracht'.
In Jesu Lieb ich lebe,
sag dir von Herzensgrund,
in lauter Freud' ich schwebe,
wie sehr ich bin verwundt.

Text:
Melodie: Befiehl du deine Wege